Sitzung in Nitzschka: Der Gemeinderat hatte am Donnerstag eine schwierige Entscheidung zu treffen. Foto: Röse

Entscheidung für Wurzen
Gemeinderat Kühren-Burkartshain beschließt unter wirtschaftlichem Zwang Eingemeindung
VON INGRID LEPS

Kühren-Burkartshain. Die Kommunalaufsicht forderte die Gemeinde auf, Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung vorzulegen. Der Gemeinderat beschloss nach langer Diskussion, Verhandlungen über ein Zusammengehen mit Wurzen.
Es sei absehbar, dass künftig im Etat jährlich etwa 300 000 Euro fehlen, sagte Bürgermeister Jörg Grundig am Donnerstag zur Ratssitzung im Sportlerheim Nitzschka. Der Gemeinde werden es „mörderlich die Beine wegschlagen", wenn der Freistaat ab 2007 über geringere Schlüsselzuweisungen Geld zurückfordere und der finanzielle Solidarpakt auslaufe. Sinkende Bevölkerungszahlen unterstützten den Abwärtstrend bei Pro-Kopf-Zuwendungen, zumal durch politische Entscheidungen wie die weniglukrative Kilometerpauschale nicht mit Zuzügen zu rechnen sei. „Die Einnahmen rauschen in den Keller, und ich möchte nicht, dass wir keinen Lohn mehr zahlen können", sagte Grundig.
Bitterer Streichkatalog
Für die Haushaltskonsolidierung lag den Gemeinderäten ein Sparkatalog der Kommunalaufsicht vor, der empfindliche Streichungen enthält. Freiwillige Aufgaben wie Zuwendungen für Jugend und Senioren, Freibad oder Vereine fallen demnach flach. Steuern, Straßenbaubeiträge,   Kindergartengebühren orientieren sich am Höchstsatz. Bauhof und Personalkosten stehen auf dem Prüfstand. „Aufgaben des Bauhofes zu privatisieren, das haben wir geprüft, kommt uns noch teurer. Ihn aufzulösen wäre Selbstzerfleischung", prognostiziert Grundig „Zustände wie vor der Wende". Er machte kein Hehl daraus, dass er für ein Zusammengehen mit Wurzen votiere, zumal diese Vernunftehe mit einer Mitgift von 147 000 Euro verbunden ist - allerdings nur, wenn der Hochzeitstermin vor dem 31. Dezember 2006 liegt. Gemeinderäte wie Birgit Buchheim und Ulrich Madermann hatten die Befürchtung, dass Kühren-Burkartshain für Wurzen das fünfte Rad am Wagen wäre.
„Da bleibt nur Wurzen"
Christiane Schlegel dachte laut über Zusammengehen mit anderen Kommunen nach. „Da bleibt nur Wurzen", resignierte sie. „Wenn wir dem Streichkatalog zustimmen, können wir uns nicht mehr auf der Straße sehen lassen", gab ihr auch Joachim Spröh recht. Peter Poppe ließ bedenken, dass die Verhandlungsbasis für eine Eingemeindung mit Würzen jetzt besser sei als in zwei Jahren, wenn die Gemeinde „bankrottsei".

LVZ Muldental 27. November 2005