Flügeldeich soll Nitzschka schützen
Aue soll Überflutungsfläche werden

Wurzen/Nitzschka/Oelschütz. Drei Wurzener Ortsteile - Dehnitz, Nitzschka und Oelschütz - waren vom Juni-Hochwasser betroffen. Doch in der Flutkonferenz im Stadthaus vergangene Woche stand allein Dehnitz im Mittelpunkt (LVZ berichtete). Der Grund: Zumindest für Nitzschka deutete sich da bereits eine Lösung an.
"Im Hochwasserschutzkonzept von 2004 war bereits ein Flügeldeich vorgesehen, der Nitzschka wirksam schützt. Der soll jetzt relativ zeitnah umgesetzt werden", informiert Bürgermeister Gerald Lehne auf LVZ-Anfrage und verhehlt nicht seine Überraschung, dass die Vorstellungen dazu bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV) schon "relativ konkret" sind. Immerhin stand der Flügeldeich aufgrund des 2002 relativ geringen Schadens im Ort auf der Prioritätenliste ziemlich weit hinten. Das Ergebnis: Im Juni suchte sich die Mulde über den nicht ertüchtigten Damm zwischen Nitzschka und Oelschütz den Weg in den Ort. "Die Planungen für den Flügeldeich laufen schon und werden nach deren Abschluss auch den Betroffenen vorgestellt", weiß Lehne. Dieser soll demnach an den bereits bei Nitzschka vor Jahren neu gebauten Deichabschnitt anschließen und auch dieselbe Höhe erhalten, also vor einem hundertjährigen Hochwasser, einem so genannten HQ 100, schützen. Der noch nicht sanierte Deich zwischen Nitzschka und Oelschütz soll dafür in seiner bisherigen Höhe belassen werden und damit Schutz vor einem 25-jährigen Hochwasser (HQ 25) bieten. "Auf diese Weise werden zugleich die bei einem Großereignis notwendigen Überflutungsflächen geschaffen", meint Lehne. "Aber natürlich muss das noch mit den Landwirten geklärt werden, denn die müssen damit rechnen, zumindest aller 20 bis 25 Jahre eine Ernte zu verlieren." Das Wiederabfließen des Wassers sei im Übrigen aufgrund des in Oelschütz vorhandenen Siels kein Problem. Unterm Strich sieht der Bürgermeister alle Verantwortlichen "auf einem guten Weg", die Mulde vor Nitzschka zu bändigen.
Manche sind dieser besonders nah. Familie Kayser bewohnt seit 30 Jahren zwei Muldenhäuser im Schwarzen Weg. 2002 wurden ihre Grundstücke durch einen Dammbruch erstmalig flächendeckend überflutet. "Wir bauten alles wieder neu auf und hofften, nicht wieder einen solch existenzgefährdenden Einschnitt erleben zu müssen." Die Mulde begrub diese Hoffnung. Jetzt überlegt Henry Kayser erstmals wegzuziehen. Er könnte sich "eine Umsiedlung mit entsprechend unterstützenden Rahmenbedingungen zu Gunsten der Flutfläche der Aue und zur Sicherung der Orte Nitzschka und Oelschütz vorstellen", schrieb er zusammen mit zwei weiteren Betroffenen an Stadt, Landrat, LTV und sächsisches Umweltministerium. Lehne vermittelte ein Gespräch, für das Landrat Gerhard Gey extra seinen Urlaub unterbrach. Aber: "Aber Umsiedlung wird vom Freistaat nur in ganz engem Rahmen unterstützt", fasst Lehne die ihm vorliegende Antwort zusammen. Im Ministerium sieht man mit dem Flügeldeich "auch für die Muldehäuser ein(en) Schutz vor Hochwasser bis zu statistisch hundertjährlichen Ereignissen entstehen".
Überhaupt noch keinen Schutz, auch nicht mit dem Flügeldeich, habe man für zwei betroffene Familien in Oelschütz. "Dort muss auf jeden Fall noch etwas passieren", sagt der Bürgermeister. Dazu sei man im Gespräch mit der Unteren Wasserbehörde. "Wir prüfen mehrere bauliche Maßnahmen am Standort." Die Behörde, betont der Bürgermeister, sei auch Ansprechpartner für alle anderen, die eine auf ihre persönliche Situation bezogene Beratung in Sachen Hochwasserschutz benötigen. "Die Mitarbeiter kommen auf Wunsch der Betroffenen auch vor Ort", betont Lehne und verweist in diesem Zusammenhang auch auf diverse Broschüren zum Thema, mittels derer man sich zu grundlegenden Fragen auch selbst informieren kann.
iInformationen zum Hochwasserschutz: Hochwasserschutz-Fibel des Bundesbauministeriums, www.bmvbs.de; Hochwasserschutz geht alle an!, www.publikationen.sachsen.de

So sah es im Juni im Schwarzen Weg in Nitzschka aus: Vom Haus der Familie Kayser war nur noch wenig mehr als das Dach zu sehen.Foto (Archiv): Ines Alekowa

LVZ Muldental 28. August 2013