Leipziger Volkszeitung 14. August 2002 Auszug von Seite 31

Menschen verlieren Kampf gegen Wassermassen

Mulden - Dammbrüche in Nitzschka ... Hunderte evakuiert

Muldentalkreis. Dieser 13, August 2002 wird den Muldentalern lange im Gedächtnis bleiben. Es ist der Tag. an dem die Dämme brechen und sich die Wasser der Mulde und kleinerer Bäche, die bisher kaum mehr als hübsche Rinnsale waren, über die Flur und die Dörfer ergießen. Der Dauer- und zeitweilige Sturzregen der letzten Tage und Stunden hat weite Teile des Muldentals zum „Land unter" gemacht. Unsere Reporter waren an einigen Schwerpunkten der Unwetterkatastrophe vor Ort.
Nitzschka: Unterdorf in Fluten versunken
Im Unterdorf regiert seit den Morgenstunden die Angst. „Das ist alles noch viel schlimmer als 1954". höre ich von allen Seiten. Die meisten Einwohner haben ihre Häuser schon verlassen und sich vor den Wassermassen auf die ansteigende Muldenstraße geflüchtet. Bereits zwischen 9 und 10 Uhr ist der Großteil des Unterdorfes geflutet. Immer noch versuchen die Leute, Hab und Gut zu bergen. Sandsäcke, wo sie zur Hand sind, durchweichen in Minutenschnelle. Es ist zu spät, die Grundstücke zu befestigen. Irgendwoher kommt nach zehn die Botschaft, der Muldendeich sei auf rund zehn Metern gebrochen. „Das haben wir noch nie gehabt", ringen Philipp (76) und Hanni Döring (76) um ihre Fassung. „Um 4 Uhr hatte es auch noch nicht so ausgesehen. Wir glaubten, wie 1974 mit einem blauen Auge davon zu kommen." Inzwischen sorgen die Kameraden der vier einheimischen Feuerwehren dafür, dass vor allem Altere geborgen und in Sicherheit gebracht werden. 10.45 ist das erste Schlauchboot im Einsatz. Heinz Reichert (84), eben an der Seite eines Feuerwehrmanns aus Nr. 20 geborgen und an einer Krücke durch das nabelhohe Wasser watend, wird zu Nachbarn gerudert. „Ich konnte die Tür zum Obergeschoss nicht mehr aufbringen", erklärt der alte Mann, während Umstehende murren, warum er nicht rechtzeitig wie sie ins Freie gegangen sei.
Bürgermeister Jörg Grundig, die Verantwortlichen der Feuerwehr und Bauhofleiter Frank Petsche organisieren Hilfe, wo sie nur können. Nicht alle Nitzschkaer zeigen sich mit dem, wie sie meinen, zu späten Einsatz der Gemeinde zufrieden. „Ich bin seit Montag um elf pausenlos unterwegs", antwortet der Bürgermeister auf eine entprechende Reporterfrage. „Wir alle tun, was wir können." Derweil dirigieren zahlreiche Nitzschkaer ihre Verwandten und Bekannten per Handy in sichere Zonen. Lautstarke Rufe zeugen von höchster Erregung der Leute, die Stück für Stück die Muldenstraße hinauf vor dem nassen Element zurückweichen „Nicht mehr reingehen!" -„Komm bloß zurück!" - „Das ist doch sinnlos!" - Und das Wasser steigt, hat bald den höher liegenden Bereich in der Muldenstraße 18 erreicht. Renate Marschall (63) steht fassungslos vor ihrem Haus. Sie weiß, in den nächsten Minuten wird auch hier „Land unter" sein. Heike Springer (21) steht wie viele andere an dieser Stelle und sorgt sich um ihre Oma Erika Rühr (62). Die ist nämlich, noch oben in ihrem Haus." Inzwischen waten die Männer, unter ihnen auch Burkartshains Schulleiter Detlef Hörig, bis zum Bauch im Muldewasser. Immer noch werden einzelne Einwohner evakuiert. Aus Burkartshain fährt die Feuerwehr neue Sandsäcke an. Kameraden sind dort seit früh dabei, Kies abzufüllen. Rasch werden die Säcke vor Eingänge und Einfahrten platziert. Doch das Wasser steigt unaufhörlich. Vor einem Grundstück werden verängstigte Hühner in einem Autoanhänger unter die Abdeckplane geschoben. Dörings erhalten die schockierende Nachricht, dass ihr großer Gastank auf Fensterhöhe durch die Gegend schwimmt. „Nun hilft nur noch beten", sagt eine ältere Frau. Seit 6.45 Uhr ist der. Strom weg. Als 11.05 Mitarbeiter des Stromversorgers „envia" anrücken, schütteln die Einheimischen die Köpfe. „Was wollen die denn jetzt hier?"
Auch im Oberdorf ist tiefste Mollstimmung. Die Launzige, sonst eher ein beschauliches Rinnsaal, gebärdet sich wie ein reißender Fluss. Rechts und links der Brücke nach Neichen und im Goldenen Ärmel stehen die Häuser im Wasserbad. Einige Bewohner haben seit halb zwei auf der Brücke Zuflucht gesucht. „Wir waren doch sehr allein auf uns gestellt", klagen einige. „Hätte die Gemeinde nicht eher warnen und helfen können?" Besonders schwer hat es die Grundstücke in der Neichener Straße 3, 6 und 8 getroffen. Jetzt, gegen 10 Uhr, steht das Wasser bis zur Fenstermitte im Erdgeschoss. Ein Kirschbaum reckt nur noch die Krone aus den Fluten. Überall schwimmen Holzstücke und andere Dinge herum. „Wir haben wenigstens noch unser Viehzeug retten können", sagt Marlene Manngatter (63) mit tonloser Stimme. Sie wohnt in der 3. „Um halb fünf sind wir raus, sonst wären wir abgesoffen. Dieses Mal steht das Wasser viel höher als 1954." Irmgard (51) und Wolfgang Großkopf (52) sind sogar schon nachts um zwei aus ihrem Haus Nr. 8. „Wir haben natürlich kein Auge zugemacht. Schrecklich." Andreas (42) und Manuela (35) Mazalla sind über eine Leiter durch ein kleines Fenster ins Freie geklettert. Ihre Kinder Denis (14) und Desiree (7) gucken aus dem „Oberstübchen" von Nr. 6 und warten auf den Abfluss des Wassers. Doch die Hiobsbotschaft lautet, das Wasser werde noch steigen, wenn der Muldendeich nicht hält. So kommt es. Um 11 Uhr ist auch die Brücke überspült. Nach Neichen ist die Verbindung abgerissen.
 


Unterdorf Nitzschka: So sah es noch gegen 10.45 Uhr aus. 
Am späten Nachmittag waren Pegelstände 
mindestens einen halben Meter höher gestiegen. 
Die Muldenstraße glich auch in ihren oberen Bereichen 
einem breiten Bach.

Oberdorf Nitzschka: Bereits am Vormittag hatte das Wasser 
der Launzige das Erdgeschoss dieses Hauses 
an der Neichener Straße überspült. 
Gegen Abend waren die unteren Fenster 
nicht mehr zu erkennen.

Fotos: Andreas Röse

Entspannung in Nitzschka und Oelschütz

Auch in Oelschütz zieht langsam wieder der gewohnte Alltag ein. Nicht aber für die ältere Besitzerin des Hauses Nr. 3. Wegen irreparabler Überflutungsschäden muss das Gebäude jetzt abgerissen werden.

Beinahe schon wieder Normalität eingekehrt

Nitzschka/Oelschütz. Eine Woche nach den Wassereinbrüchen scheint der Alltag in beiden Orten beinahe seinen normalen Gang zu gehen. Schwere Technik ist abgezogen, die Menschen sind mit Helfern versorgt. Die Straße in Nitzschka, die Ober- und Unterdorf verbindet, ist trotz Schäden wieder befahrbar. Noch wenige Tage zuvor hatten Familien ihre Gärten geöffnet, um den Kräften von THW und Feuerwehr kurze Wege zu den Brennpunkten der Überflutung im Ort zu ermöglichen.
Der geschockten Stille ob der Dammbrüche und des ständig steigenden Wassers war der Lärm von Pumpen gefolgt. Viele freiwillige Helfer, auch aus den Nachbarorten, hatten bis zum Wochenende mit zugepackt. Jetzt sei die Situation so, dass jeder in seinen vier Wänden wieder für Ordnung und Zukunft sorgt, heißt es im Einsatzbüro. Die Gemeinde unterstützt ohne Pause. Es wird notiert, wer durch Versicherungen einigermaßen Hilfe erwarten kann. So könnten auch die Spenden nach Dringlichkeit verteilt werden, hoffen die Verantwortlichen, einen gerechten Weg gefunden zu haben.
Für die drei Familien, deren Häuser abgerissen werden müssen, ist bereits Ersatz gefunden. Das „große Theater" sei glücklicher Weise vorbei, ist aus dem Einsatzbüro im Nitzschkaer Gasthof zu hören. Und doch bekommen die Frauen, die hier jetzt die Anträge auf Soforthilfe an die Betroffenen aushändigen, eine Gänsehaut, als sie erfahren, dass draußen Leute Lebensmittel verteilen. Gesponsert von vielen Unternehmen der Region werden Kaffee, Obst, Wurst und Getränke an die Nitzschkaer verschenkt. C.H.

LVZ Wurzen/Grimma 22. August 2002

Kühren-Burkartshain: Bürgermeister zog nach Muldeflut in Nitzschka und Oelschütz Bilanz
Zwei Millionen Euro Schaden -  vier Häuser nicht mehr zu retten

Kühren-Burkartshain. Die Gemeinde will einen Spendenbeirat bilden, um die finanziellen Mittel - derzeit über 30 000 Euro, davon allein 20 000 Euro aus der hessischen Partnergemeinde Bad Emstal - für die Nitzschkaer und Oelschützer Flutopfer gerecht zu verteilen. Darauf einigten sich die Abgeordneten auf ihrer Ratssitzung am Montagabend in der Burkartshainer Schule.
Bürgermeister Jörg Grundig fasste die wichtigsten Fakten und Ergebnisse der Hochwasser-Tage zusammen. Über 40 Familien seien von der Muldeflut geschädigt worden, wovon etwa 10 Häuser zeitweilig unbewohnbar waren. „Vier Gebäude müssen leider abgerissen werden", so Jörg Grundig. Lehmwände seien durch das Wasser instabil geworden oder der Baugrund sie unterspült, so dass tragende Wände absacken könnten. „Wir schätzen die Schäden in unseren beiden Ortsteilen. die der Gemeinde und einzelnen Bürgern entstanden sind, auf insgesamt zwei Millionen Euro ein", bilanziert der Bürgermeister. „Aus den Erfahrungen der Muldeflut müssen wir Schlüsse ziehen. In ihrem Ausmaß ist sie von niemandem erwartet worden. Sie war tatsächlich noch eineinhalb Meter höher als 1954. Es wäre daher angebracht, die gültigen Katastrophenpläne zu überarbeiten."
Für die Kommune stände nun an, defekt gewordene Straßendecken zu erneuern, die restlichen Dammbrüche schließen zu lassen, die geschädigte Brücke am Mühlbach in Burkartshain zu reparieren. „Die Sperrmüllentsorgung ist fast abgeschlossen. Jetzt helfen uns 30 SAM-Beschäftigte, die das Arbeitsamt unbürokratisch zur Verfügung stellte, bei Aufräumarbeiten in den Flussauen und auch auf Privatgrundstücken", gab der Bürgermeister Auskunft über den Stand der Schadensbeseitigung. „Bis Ende des Jahres sollten mit ihrer Hilfe alle Häuser wieder bewohnbar sein."
Im Bereich der Loreley würden die Arbeiten wohl länger anhalten müssen. „Massen von Schwemmgut sind zu bergen. Sie haben den Bachlauf völlig zugestopft."
Zur Unterstützung der Besitzer hochwassergeschädigter Grundstücke schlug der Bürgermeister vor, sie von der Grundsteuer in diesem und im nächsten Jahr zu befreien. Der Gemeinderat will darüber auf seiner nächsten Sitzung am l. Oktober entscheiden.
Im zweiten Teil der Sitzung informierte Jörg Grundig über die Modalitäten seiner Nachfolge als Bürgermeister, falls er am 22. September in den Bundestag gewählt werde. „Laut Abgeordnetengesetz habe ich dann das Mandat als Bürgermeister ruhen zu lassen. Zugleich ist vorgeschrieben, innerhalb der nächsten drei Monate einen neuen Bürgermeister zu wählen." Bis dahin werde der stellvertretende Gemeindechef Joachim Spröh die Geschäfte führen. Er habe auch seine Bereitschaft erklärt, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, falls der Amtsinhaber nach Berlin ginge. WulfSkaun

So sah es morgens nach dem Deichbruch in Nitzschka aus, als das Muldewasser ins Dorf flutete. Später stieg das Wasser noch enorm an. Foto: A. Röse

LVZ Wurzen/Grimma 18. September 2002

Lagebericht aus Nitzschka: Aufräumarbeiten fast abgeschlossen/
Dankeschön-Feier für Fluthelfer
Noch vor Weihnachten soll Geld für die Hochwasser-Opfer fließen

Nizschka. Das Hochwasser ist längst fort. Wer durch Nitzschka geht, sieht, dass die Aufräumarbeiten weitgehend abgeschlossen sind. Offene Fenster verraten, wo noch nackte Mauern und Gebälk austrocknen müssen. „Auch die Dammbrüche werden derzeit repariert", erklärt Bürgermeister Jörg Grundig. „Und sobald das geschafft ist, werden die in Mitleidenschaft gezogenen Straßen saniert und mit neuer Schwarzdecke versehen." In Oelschütz sei das erste unrettbare Haus bereits abgerissen, zwei weitere in Nitzschka, an der Launzige, würden noch dasselbe Schicksal erleiden.
„Inzwischen haben wir das Sachspendenlager geschlossen und den Rest an Haushaltsgegenständen im Bürkartshainer Gasthof ,Zur Einheit' eingelagert. Über ihre weitere Verwendung werden wir im Laufe des Jahres entscheiden. Kleiderspenden sind an das DRK Würzen gegangen." Bürgermeister Grundig erinnert daran, dass in den Spendenlagern in Grimma noch Reinigungs- und andere Materialien zur Verfügung stehen. Bisher, fährt der erste Mann der Gemeinde mit dem Lagebericht fort, seien 44 Fördermittelanträge für die Sanierung der Wohngebäude ausgereicht worden. „Ich fordere alle Hochwassergeschädigten auf, die noch nicht reagiert haben, ihre Anträge rasch bei der Gemeinde abzugeben, damit noch in diesem Jahr Gelder des Freistaates fließen können."
Der Spendenbeirat der Gemeinde, der bisher zweimal getagt habe, werde am Vormittag des 16. Oktober eine Vor-Ort-Begehung in Nitzschka durchführen. „Im Ergebnis dieses Rundgangs sollen zuerst die Hausratsschäden bearbeitet werden. Noch vor Weihnachten wollen wir vor allem jenen Familien helfen, die ohne Versicherungsschutz dastehen." Vorläufig habe die Gemeinde rund 50 000 Euro zu verteilen. „Das ist die Hälfte der Summe, die allein für die Ersetzung von nicht durch die Versicherung gedeckten Hausratsschäden gebraucht wird."
Um allen Fluthelfern zu danken, so der Bürgermeister, führe die Gemeinde am Samstag, dem 12. Oktober, 15 Uhr, eine Dankeschön-Feier im Sportlerheim Nitzschka durch. Dazu seien alle vom Hochwasser Betroffenen und alle Helfer der Gemeinde eingeladen. „Wir haben nicht den Überblick, wer spontan geholfen hat. Aber die Familien, die die Solidarität wohltuend gespürt haben, wollen sich bei allen mit Kaffee und Kuchen bedanken. Ich spreche als Bürgermeister meinen Dank aus, insbesondere auch den Kameraden unserer vier Feuerwehren." Während die Agrargenossenschaft Burkartshain ein Schwein am Spieß sponsert, steuert die Gemeinde Freibier bei. Bei dieser Gelegenheit sollen auch Filme und Fotos von der Flutkatastrophe gezeigt werden. „Dabei sein wird auch eine Delegation unserer hessischen Partnergemeinde Bad Emstal und deren Nachbargemeinde Schaumburg. Ihre Bürgermeister wollen eine Spende übergeben." WulfSkaun

Direkt an der Launzige gelegen, die in den schlimmen Augusttagen zum reißenden Strom geworden war, wurde dieses Haus in Nitzschka ein Opfer der Flut. Foto: Röse

LVZ Wurzen/Grimma 10. Oktober 2002

Bilder aus "DIE FLUT"

Unbewohnbar: Das Haus der Familie Großkopf in Nitzschka.
Die FFW Nitzschka versucht auch Tiere per Boot zu retten.

Wasserstand: Bei Familie Vinz in Nitzschka. Fotos: Röse

11. Oktober 2002

Dicker Scheck für Nitzschka: Partnergemeinde sammelt für Flutopfer

Auf Heller und Pfennig oder besser auf Euro und Cent: Eine Spende in Höhe von 29 492,51 Euro erhielt am Sonnabend im Sportlerheim Nitzschka der Ortsvorsteher Detlef Hörig (r.) aus den Händen von Eckehard Bräutigam, Bürgermeister der Partnergemeinde von Kühren-Burkartshain Bad Emstal, für die Hochwasseropfer aus Nitzschka. Die Übergabe wurde gleichzeitig dafür genutzt, allen Helfern für ihre Opferbereitschaft Dank zu sagen. Foto: Andreas Röse

LVZ Wurzen/Grimma 14. Oktober 2002

Über 90 Deichbrüche im Muldental geschlossen /
Deiche werden winterfest gemacht / Landrat bildet Arbeitsgruppe

Der letzte Dammbruch wird geschlossen: In Nitzschka sind zur Zeit Bauarbeiter dabei, den Deich an der Bruchstelle aufzufüllen. Foto: Röse

In allen orten entlang der Mulde bleiben bange Fragen: Sind wir vor dem nächsten Hochwasser sicher? Welches Hochwasserkonzept braucht der Muldentalkreis?
LVZ begleitet die regionale Diskussion an den Schwerpunkten. Unsere Themen heute im Gespräch mit Axel Bobbe von der Talsperrenmeisterei Rötha:
 


Der kürzeste Weg besserem Hochwasserschutz: Alle an einen Tisch

Muldentalkreis. Rund 90 Deichbrüche hat das verheerende Hochwasser vom August hinterlassen. Fieberhaft arbeitet die Talsperrenmeisterei Rötha daran, die Deiche winterfest zu machen. Parallel dazu wird mit den Landkreisen an der Mulde an einem neuen Hochwasserkonzept gearbeitet.
„In diesen Tagen schließen wir in Nitzschka den letzten der über 90 Deichbrüche im Muldentalkreis", ist Axel Bobbe, Geschäftsführer der Talsperrenmeisterei Rötha zumindest über den ersten Schritt erleichtert. „Die Brüche wurden nach der Gefährdungsstufe geschlossen." Schon hat die Talsperrenmeisterei mit Planungsfirmen an jedem Deich, an jedem Bruch geprüft, welche Sicherheitsmaßnahmen vor dem Winter noch abgeschlossen werden müssen. „Jeder Bruch ist anders, erfordert etwas andere Maßnahmen", so Bobbe zu diesem aufwändigen Puzzlespiel. Oft habe die Mulde wie in Grubnitz oder an den Muldenbrücken die Ufer soweit abgetragen, dass neue Deichschutzstreifen angelegt werden müssen. Die Deiche bekommen in der Regel zur Wasserseite Erosionsschutzmatten aufgelegt. Zum Wasser zu müsse das aufgefüllte Erdreich zudem mit bindigen Erdstoffen wie Lehmverdichtet werden. Zur Zeit, so Bobbes knapper Zeitplan, laufen die Anfragen an Baubetriebe. „Mein Ziel ist, noch in diesem Monat überall mit dieser höchst notwendigen Sicherung zu beginnen. Wir wollen alle Deichbrüche vernüftig über den Winter bringen."
Diesen Dämmen gibt der Hochwasserexperte allerdings nur eine Standzeit von zwei Jahren „Bis dahin müssen sich Landkreise und Regierungspräsidium über den künftigen Hochwasserschutz  verständigt  haben." Begonnen wird derzeit damit, überall dort Vor-Ort-Termine einzuberufen, wo sich die Mulde ein neues Bett gegraben hat. Nach einem Erlass des
sächsischen Umweltministeriums wird dabei geprüft, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Mulde wieder in ihr altes Bett zu zwingen.
„Bisher", und das bedrückt den Spezialisten am meisten, „haben wir noch keine vereinfachten Genehmigungsverfahren für die Bauten zum Hochwasserschutz." Deshalb hat er bereits die Landräte entlang der Mulde zu unkonventioneller Mitarbeit gewonnen. Auf Karten hat die Talsperrenmeisterei ihre Vorschläge eingezeichnet und den Landräten eine Prioritätenliste übergeben, welche Schäden unverzüglich beseitigt werden müssen. „Landrat Gerhard Gey unterstützt diese Reihenfolge der Arbeiten. Am schlimmsten ist es in grimma wo die Uferabrisse teilweise bis an die Stadtmauer reichen", so Bobbe. Schwerpunkt sei auch der Raum Würzen. Hier fordert der Landkreis noch in diesem Jahr mit Hufe mathematischer Modelle Voraussagen über die neue B 6 und die Muldenbrücke bei Hochwasser. Mit der TU Dresden wird außerdem ein Versuch am wasserbaulichen Modell Klarheit über den gefährdeten Raum zwischen Dehnitz und Grubnitz bringen. Bobbe begrüßt, dass der Landrat im Muldentalkreis eine Arbeitsgruppe Hochwasser bildet, denn: „Die geplanten Ringdeiche um die Ortschaften bringen riesige Einschnitte für die Landwirtschaft mit sich, die Flächen sind nur als Wiesen und Weiden nutzbar." Deshalb sein Vorschlag an die Landwirte: Die vorhandenen Deiche bekommen Flutungsbauwerke. Alle zehn bis 15 Jahre würden die Felder geflutet werden müssen, um Schaden von Orten abzuwenden. „Wenn sich Landwirte, Bürgermeister, Umweltschutz auf einen Konsens einigen, sind einfache Genehmigungsverfahren im Landkreis möglich", drängt Bobbo auf Zeitersparnis. Notwendig dazu ist allerdings eine Regelung des Landes zur Entschädigung der Bauern. Und die stehe noch aus. Viola Heß
• Seit dem Hochwasser vom 13. August wurden über 90 Deichbrüche in den Dämmen entlang der Mulde im Muldentalkreis provisorisch geschlossen.
• Der letzte Bruch wird derzeit in Nitzschka verfüllt.
• Regierungspräsidium und Staatliches Umweltfachamt prüfen in Vorortterminen alle Ausspülungen, in denen sich die Mulde ein neues Bett gegraben hat, und entscheiden, ob der neue Verlauf der Mulde belassen wird.
• Vor dem Winter werden die Deich-Schutzstreifen überall dort neu aufgefüllt, wo sie die Mulde weggerissen hat. Deichschutzstreifen sind zu beiden Seiten des Dammes je fünf Meter breit.
• Die Dämme werden ab Oktober mit Erosionsschutzmatten und mit bindigen Erdstoffen wie Lehm abgedichtet und für rund zwei Jahre sicherer gemacht. Parallel wird das neue Konzept erarbeitet.

LVZ Wurzen/Grimma 17.Oktober 2002

70 000 Euro wurden bisher unter den Flutopfern verteilt
Spendenbeirat der Gemeinde Kühren-Burkartshain wog Hilfeleistungen sorgfältig ab
/10 000 Euro noch auf dem Sonderkonto / Alarmsystem geplant

Kühren-Burkartshain. Bis auf einen größeren Rest sind die Flutspenden in der Gemeinde Kühren-Burkartshain unter die Leute gebracht. Insgesamt hatte die Kommune rund 80 000 Euro an Solidargeldern erhalten.
„Wir sind dankbar, dass uns so viele Bürger und Institutionen unterstützt haben", erklärt Bürgermeister Jörg Grundig. Vor dem Gemeinderat rechnete er jetzt ab, wieviel Spendengeld geflossen ist und welche Summen bisher an Flutopfer verteilt wurden. „Ein Großteil der 80 000 Euro kam von der hesssischen Partaergemeinde Bad Emstal. Rund 30 000 Euro brachten unsere Freunde mit, als sie sich die Flutschäden mit eigenen Augen ansahen", berichtet der Bürgermeister. Ein weiterer „fetter Happen" sei als Soforthilfe vom Bund über das Landratsamt Grimma gekommen - rund 40 000 Euro. „Hoch zu würdigen sind auch die 80 Einzelspenden aus der Gemeinde, die zwischen 50 und 2500 Euro betrugen, insgesamt rund 10 000 Euro." Von der Gesamtspendensumme seien bisher etwa 70 000 Euro an 43 Familien und Einzelpersonen der Kommune verteilt worden.
„Die Fluthilfe lag dabei zwischen 500 und 6000 Euro, je nach Schwere der Schäden und je nachdem, ob die Betroffenen anderweitige finanzielle Unterstützung erhalten hatten. „Der Spendenbeirat hat sich die Zuordnung der Spendengelder nicht leicht gemacht", so der Bürgermeister weiter. „Er hat dreimal zusammen gesessen und beraten, Vor-Ort Untersuchungen und zum Teil auch Nachbesichtigungen durchgeführt. Vor allem ging es darum, schnell Hilfe zu leisten und dabei jene Flutgeschädigten im Auge zu behalten, bei denen Versicherungen und anderweitige Spenden nicht ausreichten, um die Wiederherstellungskosten auch nur annähernd auszugleichen. Es ist klar, dass eine hundertprozentige Gerechtigkeit nicht herzustellen war."
Im Februar, so der Gemeindechef, werde der Spendenbeirat erneut tagen, denn zurzeit befände sich der stattliche Rest von 10 000 Euro noch auf dem Sonderkonto. „Wir werden dann darüber diskutieren, welche Maßnahmen mit dieser Summe finanziert werden können oder müssen." Jörg Grundig erklärt, er selbst werde dem  Spendenbeirat vorschlagen, 1000 Euro für ein Alarmsystem aufzuwenden, um künftig bei Katastrophen rascher und koordinierter handeln zu können. „Ich denke an ein Computerprogramm, das so funktioniert: Im Falle eines Falles werden die Einwohner über Telefon alarmiert. So ist jeder Haushalt sofort und zu gleicher Zeit informiert. Eine solche Methode halte ich für günstiger, als die Sirene, womöglich noch in der Nacht, losheulen zu lassen und damit eine Atmosphäre unnötiger Aufregung zu erzeugen."
Doch schon jetzt hat Bürgermeister Jörg Grundig eine frohe Botschaft für die Flutopfer in Nitzschka, Oelschütz und anderswo bereit. Bis zu Weihnachten sollen die besonders schwer Betroffenen eine Zuwendung erhalten, die vom sächsischen Innenministerium bereit gestellt wird. „Konkret betrifft das solche Einwohner, die ihre geflutete Wohnung vorübergehend, mindestens aber zwei Monate, nicht nutzen konnten oder ganz ausziehen mussten. Wir als Kommune schießen das Geld vor - 500 Euro pro Familie, 1000 Euro für Familien mit Kindern. Klar, dass wir dieses Weihnachtsgeschenk mit Grüßen und Wünschen der Gemeinde verbinden." WulfSkaun

LVZ Wurzen/Grimma 12. Dezember 2002

SAM- Beschäftigte beräumten Muldeflur zwischen Trebsen und Nitzschka /
Noch viel Treibgut in der Muldenaue
Muskelkraft versetzt riesige Müllberge

Nischwitz/Oelschütz. Am 13. August kam die Flut. Nur 13 Tage später starteten 30 SAM-Beschäftigte ihre Aktion, die unübersehbaren Schäden des Hochwassers zu beseitigen. Eberhard Thiele (51), Vorarbeiter der Hilfsgruppe, erinnert sich an den Beginn des Einsatzes   im Muldegebiet von Nitzschka und Oelschütz. „Es sah wirklich grausam aus, als wir am 26. August mit den ersten Arbeiten begannen. Zunächst halfen wir den Grundstückseigentümern, die gröbsten Flutschäden zu beseitigen und die Quartiere wieder bewohnbar zu machen." So räumten sie Schuttberge weg, hackten immer wieder nassen Putz von den Wänden, kümmerten sich um das Abfahren jeglichen Unrats und gingen den betroffenen Familien in jeder Weise zur Hand.
Nach dieser ersten Phase setzte der SAM-Trupp seine Schwerpunkte mehr
und mehr auch auf die Räumarbeiten am Muldeufer. Eberhard Thiele, ist noch heute fassungslos, was der zum reißenden Strom gewordene kleine Fluss mit sich gerissen hatte. „Wir begannen zunächst in der Nähe der Ortslagen Oelschütz und Nitzschka. Da fischten wir enorme Mengen Plastemüll heraus, Tonnen von Styropor, Autoreifen en masse, ganze Bäume, sperriges Geäst, Balken, Bretter, Gartengeräte, Terrassengestühl und sogar Fernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen und Herde. Ein harter Job, weil wir alles nur mit Muskelkraft bewegen konnten." Die 30 Frauen und Männer zwischen 30 und Mitte 50 schafften es, die Muldeflur zwischen Trebsen und unterhalb des Ritterguts Nitzschka zu beräumen. Als sie fast fertig waren, trat die Mulde am Buß- und Bettag erneut über die Ufer. Und wiederum spülte sie Plastemüll, Geäst, Bretter, Balken und anderes an. „Nach den Regenmassen am l. Dezember war die Flur nochmals von Plastabfällen übersät. Das war eigentlich das Schlimmste", erklärt der Vorarbeiter.
Noch bleibe viel zu tun, berichtet er. Viele Grundstücksbesitzer brauchten weitere Hilfe, weil sie erst jetzt in ihre Häuser zurück können oder sogar den Winter in Ausweichquartieren verbringen müssen. Und das Muldeufer habe noch total unberäumte Abschnitte, für die die Kraft der 30 SAMer bisher nicht ausreichte. „Da liegen noch Tonnen von Treibgut in der Aue. Leider hat das Arbeitsamt die Maßnahme nur bis zum 31. Dezember bewilligt. Sie war schon einmal verlängert worden. Nun will sich unser Bürgermeister bemühen, einen neuen Antrag durchzukriegen." Eberhard Thiele weiß, was seine Leute geleistet haben. „Wir haben viel Lob von den Flutopfern und der Gemeinde erhalten. Ich denke, das haben wir uns auch verdient, weil alle hoch motiviert sind. Und dass wir beinahe vollzählig aus der Gemeinde stammen, hat dem Miteinander mit den Flutopfern neue Schubkräfte verliehen. Wir kennen jede Ecke der Region, so dass es günstig wäre, das Arbeitsamt würde diese eingespielte Mannschaft erneut mit einer SAM betrauen."
Kühren-Burkarthains Bürgermeister Jörg Grundig, der die Taten der SAM-Beschäftigten im Gemeinderat offiziell gewürdigt hatte, bestätigt die Anstrengungen der Kommune um die Fortsetzung des Projekts im nächsten Jahr. „Ich hoffe, mein bereits im Arbeitsamt gestellter Antrag wird befürwortet. Da im Moment keine Gelder zur Verfügung stehen, kann die neue SAM wohl erst am l. Februar 2003 beginnen." WulfSkaun

Eberhard Thiele weist in den Muldenauen bei Oelschütz auf die noch verbliebenen Unmengen von Treibgut hin. Foto: Andreas Röse

LVZ Wurzen/Grimma 19. Dezember 2002

Frost verschafft Atempause an der Mulde
Stippvisite in Nitzschka: Bewohner sprechen von normalem Hochwasser für die Jahreszeit / Übers Wochenende permanent sinkende Pegel

Nitzschka. „Das Wasser ist schon wieder zurückgegangen, gestern stand es noch hier", winkt Roland Wetzel ab und zeigt auf eine gedachte Linie in seinem Garten. Bis zwei Meter im Grundstück habe die Mulde am Freitag gestanden. Schon 24 Stunden später hatte sie lediglich vor dem Zaun des Nitzschkaers noch einige Lachen hinterlassen.
„Ganz im Bett ist sie zwar noch nicht wieder, aber das ist relativ normales Hochwasser", sagt Wetzel. Die Strömung lässt erkennen, wo der Fluss sonst fließt. Zehn Meter breiter präsentiert er sich am Wochenende. „Ein Teil drückt auch von der Launzige. Das ist immer so ".erklärt Wetzel.
Doch abgesehen von einigen Wiesen und Gärten, die auch in Ölschütz wieder unter Wasser stehen, ist von Aufregung nichts zu spüren. „Sicher ist man sensibler geworden. Aber auch gelassener, wenn man an das denkt, was im Sommer passierte", sagt Roland Wetzel. Damals schaute aus seiner Laube gerade noch die Dachrinne heraus. Eine kleine Teermauer, ca. 50 Zentimeter hoch, die Wiese und Beet voneinander trennt, sei für ihn die Achtungsgrenze. Bis dahin war es 1974 gekommen. „Dagegen ist das jetzt gar nichts. Seit August sieht es bereits das achte Mal wieder so ähnlich aus", erzählt der Nitzschkaer. Tempo hätte die Mulde, das sei sonst nicht so, aber eben auch nichts zum Panikmachen. Denn Wetzel wagt die Prognose, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass in kurzer Zeit Anspannung rund um den Fluss herrscht.
„Die Geröllmassen, die im Sommer angespült wurden, haben die Senken im Flussbett gefüllt. Das Wasser liegt also insgesamt höher und wenn es so regnet, wie jetzt, tritt sie eben schneller über die Ufer", begründet er. Deshalb sei er relativ ruhig. Man lebt am Fluss und muss es auch mit ihm, so seine Maxime.
Ähnliche Gedanken auch einige Kilometer weiter östlich im Muldentalkreis. Auf den Feldern steht das Wasser, kleine Bäche wie zum Beispiel Lossa und Mühlbach, sind randvoll oder haben sich bereits wieder einige Meter über die Ufer gewagt. Durch steigende Grundwasserspiegel muss hier und da ein Keller ausgepumpt werden. In Burkartshain sprudelt es in der Ortsmitte aus einem Gulli - wahrscheinlich schafft es die Schleuse nicht mehr. Aber Sommererfahrungen haben nervenstärker gemacht.
Und dass es aufhört zu regnen und die Temperaturen sinken, lässt Zeit zum Luftholen.
„Irgendwann taut es und dann haben wir es wieder. Es verdunstet ja nichts", Fürchtet Roland Wetzel allerdings. Aber es sei schon gut, wenn jetzt einige Tage Ruhe einzieht. Man könne sich vorbereiten auf Eventualitäten.
Denn ob nach der Ruhe der Sturm folgt oder sich alles verkleckert, wagt er nicht einzuschätzen. Das sei eben die Natur und vielleicht haben die Menschen zu lange gedacht, sie könnten die Macht kontrollieren. C. Hanspach

LVZ Wurzen/Grimma 6. Januar 2003

Meine Meinung
Informieren erspart Ärger
Von ANDREAS LÄBE


Die Trauer der Nitzschkaer ist verständlich. Jahrzehentelang haben stattliche Eichen am Muldendamm das Dorfbild geprägt. 
Jetzt sind sie gefallen. Aber  wenn das – wie von zuständiger Stelle erklärt wird – im Interesse des Hochwasserschutzes geschehen ist, 
muss man den Einsatz der Säge akzeptieren. Unverständlich ist, dass die Deichsanierer den Schritt ins Holz gemacht haben, 
ohne die Nitzschkaer vorher auf die Operation hinzuweisen. Das hat geschmerzt. 
Information hätte Verständnis wecken und Ärger ersparen können.

Gefällt: Eichen am Muldedeich bei Nitzschka. Die Wasserbehörde sagt: „Im Interesse der Sicherheit.“ Fotos Rechel

Gefällte Eichen wirbeln in Nitzschka Ärger auf
Bürger fragen: Mussten die Bäume wirklich umgesägt werden?
Von ANDREAS LÄBE

Kühren-Burkartshain. Der Nitzschkaer Ulrich Mademann ist verärgert. Bis vor kurzem noch zierten drei prächtige Eichen den Damm an der Mulde. Jetzt ist davon nichts mehr zu sehen. „Die haben bei der Dammsanierung die Bäume einfach umgelegt, ohne irgendjemanden zu informieren", entrüstete sich das Ratsmitglied auf der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Die Bäume hatten einen Durchmesser von etwa 60 bis 80 Zentimetern, sie waren völlig gesund, das ist doch ein Widersinn", meint Mademann und verweist auf den Kirchenteich bei Sachsendorf. Auch dort würden Bäume auf dem Damm und sogar unter Naturschutz stehen. Keiner käme dort auf den Gedanken, die Bäume zu fällen. Ulrich Mademann bezweifelt, dass die Eichen in Nitzschka wirklich eine Gefahr gewesen seien. Auch andere Nitzschkaer würden das so sehen. „Hier ist voreilig die Säge angesetzt worden" ist sich der Nitzschkaer sicher.
Auch Naturschützer Lothar Heinze aus Wäldgen ist der Meinung, dass die Eichen in Nitzschka noch eine Chance gehabt hätten. „Der Naturschutz ist nicht zu Rate gezogen worden, es hat keine Begehung statt gefunden. Es ist schade um die Bäume", vermerkt er kritisch.
Siegfried Nowack von der Flussmeisterei, zu deren Aufgaben die Pflege und Instandhaltung der Muldendämme gehört, sieht die Sache mit anderen Augen. Er beruft sich auf das Gesetz. „Das sagt klipp und klar, dass auf Wasserschutzanlagen Bäume nicht zu stehen haben", betont er. Bäume würden die Deiche schwächen. „Dort, wo Bäume auf den Dämmen stehen, wächst kaum Gras, die Pflege wird erschwert und die Wurzeln der Bäume durchdringen den Deich. Das hat sich doch beim August-Hochwasser gezeigt. Es gab genügend Beweise dafür, dass Deiche dort gebrochen waren, wo Bäume standen." Aus diesem Grund seien auch die Eichen in Nitzschka beseitigt worden. Hochwasserschutz gehe schließlich vor Naturschutz. Nowack räumt allerdings ein, dass die Information der Bürger im Ort durch die Flussmeisterei manche Aufregung hätte ersparen können. Siegfried Nowack: „Das müssen wir künftig beachten."

LVZ Muldental 4. Februar 2003

Neues Pflaster im „Goldenen Ärmel"

Pflaster auf „Wunden" der Flut: Straßenbau in Nitzschka.

Kühren-Burkartshain/Nitzschka (al). Der Straßenabschnitt „Goldener Ärmel" in Nitzschka wird instand gesetzt. Auf rund 800 Quadratmetern wird hier neues Beton-Verbundpflaster verlegt. Das alte Pflaster hatte sich nach dem Hochwasser gesenkt. Zeitgleich mit dem Straßenbau wird im genannten Bereich eine Gasleitung in die Erde gebracht. Bürgermeister Jörg Grundig geht davon aus, dass die Arbeiten im Juni abgeschlossen werden können.

LVZ Muldental 16. Mai 2003

Nicht vergessen: Bei Nitzschka hatte das Hochwasser 2002 den Damm durchbrochen. Das Hochwasserschutzkonzept sieht jetzt für Nitzschka den Neubau eines Schutzdeiches vor. Foto: Röse

Neuer Deich soll Nitzschka mehr Sicherheit bringen
Landestalsperrenverwaltung will Varianten für Dammbau erarbeiten
Von ANDREAS LÄBE

Kühren-Burkartshain/ Nitzschka. Die Landestalsperrenverwaltung beabsichtigt, den Schutzdeich zur Mulde im Raum Nitzschka/Oelschütz neu zu bauen. Wie Axel Bobbe von der Landestalsperrenverwaltung bestätigte, würden entsprechende Projekte als Teil des gesamten Hochwasserschutzkonzeptes im Muldeverlauf zurzeit erörtert.
Demnach sei vorgesehen, einen sogenannten Flügeldeich bei Nitzschka neu zu bauen. Axel Bobbe: „Der alte Deich war vom Hochwasser überflutet. Er ist nicht mehr hundertprozentig standsicher und müsste gegebenenfalls saniert werden. Wir wollen noch in diesem Jahr die Genehmigungsanträge einreichen, damit möglicherweise im nächsten Jahr gebaut werden kann." Erste Gespräche hat es dazu auch mit der Gemeindeverwaltung Kühren-Burkartshain gegeben. Bürgermeister Jörg Grundig: „Die Fachleute prüfen die Möglichkeit, ob dem Fluss auch im Raum Nitzschka/Oelschütz weitere Überflutungsgebiete eingeräumt werden können. Im Zusammenhang damit soll auch die Frage geklärt werden, ob nach dem Bau eines neuen, halbkreisförmigen Schutzdammes an der Flussseite von Nitzschka der alte, rund 350 Meter lange Damm in Richtung Oelschütz erhalten oder zurück gebaut werden kann."
Bleibt er bestehen, bedeutete dies, bei Hochwasser hätte die Mulde wenig Ausweichmöglichkeit im Nitzschkaer Raum. Der neue Damm nahe Nitzschka müsste also sehr hoch gebaut werden. Das Hochwasser würde voraussichtlich mehr als sonst auf das Dorf drücken.
Wird der alte Damm abgetragen, stünde der Mulde bei Hochwasser mehr Überflutungsfläche in der Aue zur Verfügung. Das würde sich vermutlich günstiger auf die' gesamte Situation im Muldeverlauf bei Hochwasser auswirken. Es bedeutete allerdings auch, dass Ackerbau im betroffenen Gebiet nicht mehr möglich ist.
Bürgermeister Jörg Grundig: Es gibt vieles abzuwägen, bevor entschieden wird. Wenn die Landestalsperrenverwaltung die einzelnen Varianten schwarz auf weiß vorlegt, werden wir mit Landeigentümern, Landwirten und Einwohnern über Für und Wider sprechen. Ich glaube, nach dem Hochwasser 2002 sind sich alle der Tragweite der Entscheidung bewusst, die zu treffen ist.

LVZ Muldental 21. Mai 2003

„Dort liegt das zerstörte Wehr": Mit den Füßen in der Mulde vor Nitzschka stehen die Grünen Simon Gordon Littmann (l.) und Jens Haubner. „Überall dort, wo Auelehm vorkommt, ist der Fluss. Danach müssten sich die Menschen richten", fordern sie. Foto: Röse

„Blinder Aktionismus in Reinkultur"
Grüne im Muldental fordern Lehren aus der Flut /
Kritik am gleichartigen Wiederaufbau von Brücken
Von HEIKE BALDAUF

Muldentalkreis. „Der Mulde mehr Raum geben bedeutet den Verlust von Bau- und Ackerland."   Schonungslos wollen die Muldentaler Grünen den Menschen am Fluss die Wahrheit ins Gesicht sagen. Kreisvorstand Simon Lrordon Littmann und Jens Haubner fordern, Lehren aus der Hochwasserkatastrophe tatsächlich zu ziehen.
In Überschwemmungsgebieten darf nicht mehr gebaut werden. Das ist eine der zentralen Forderungen auf der von Bündnis 90/Die Grünen organisierten Flutkonferenz in Dresden vor einer Woche.
Als „extrem problematisch" schätzt Littmann daher die potenzielle Versenkung von 2,7 Millionen Euro in der Mulde zum Neubau einer Sportanlage in der Flussaue bei Sermuth ein. Betonierte Flussbettbefestigungen wie vor Wurzen erhöhen seiner Meinung nach die Fließgeschwindigkeit, ohne dem Wasser den nötigen Raum zu geben. „Die Mulde kann sich so nicht nach der Seite ausbreiten, wohin dann? Nur noch nach oben, der Wasserstand steigt", meint Haubner. Deshalb ist für ihn die Uferbefestigung ein Provisorium, wenn auch aus wasserbaulicher Sicht richtig.
Brücke wirkt als Talsperre
Doch bevor nicht das von der Talsperrenmeisterei Rötha in Auftrag gegebene Modell für die Mulde fertig ist, könne von nachhaltiger Prävention keine Rede sein. „Das, was wir hier erleben, ist Aktionismus in Reinkultur", sagen die Muldentaler Grünen. Allein der Pöppelmannbrücke werde von Experten mindestens ein Meter zusätzliche Wasserhöhe in der Grimmaer Altstadt zugeschrieben. Eine Diskussion über den gleichartigen Wiederaufbau, wie sie jetzt teilweise auch in den Medien stattfinde, dürfe gar nicht geführt werden. Auch die Wurzener Eisenbahnbrücke wirke wie eine Talsperre, da sie noch weniger Durchfluss zulasse als die natürliche Flussbettenge zwischen Wachtelberg und Schafberg. Littmann: „Die Deutsche Bahn, die unter Missachtung dieser Fakten die Vorgängerbrücke ersetzt hat, müsste von den Betroffenen juristisch in Verantwortung genommen werden."
Keine Stimme im Stadtrat
Wenn am 13. August, dem Jahrestag der Flut, die Mulde bei Grimma in Flammen steht, gibt es für Littmann und Haubner nichts zu feiern. „Die wieder aufgebaute Hängebrücke hat genau dieselbe Höhe wie zuvor. Beim nächsten Hochwasser kann sich darin wieder Treibgut verfangen, und das Bauwerk stellt als sich Bollwerk gegen den Fluss."
Aber wem sagen sie das. Die Grünen im Muldental haben im Stadtrat Grimma keine Stimme.

LVZ Muldental 14. Juli 2003

Nitzschka: Dorfplatz wird schöner

Neu gestaltet: In Unter-Nitzschka wird mit Hilfe von Fördermitteln auch der Entwässerungsgraben am Dorfplatz saniert. Holger Albrecht sorgt für den letzten „Schliff" . Foto: Peschel

LVZ Muldental 7. August 2003

Romantisch und gefährlich: Mulde und Umland bilden bei Nitzschka ein schönes landschaftliches Ensemble. Doch das Leben am Fluss birgt auch Gefahren, die durch Schutz-Deiche gebannt werden sollen. Foto: Röse

Nitzschka sucht Schutz hinter Deichen
Talsperrenmeisterei will Vorschläge zum Hochwasserschutz den Bürgern zur Diskussion stellen
Von ANDREAS LÄBE

Nitzschka. Ein Jahr, nachdem Nitzschka in den Fluten versank, ist jetzt die Vorplanung für die Ausgestaltung des Hochwasserschutzes rund um das Dorfabgeschlossen.
Die Talsperrenmeisterei hatte ein Dresdener Ingenieurbüro beauftragt, dafür eine Variantenuntersuchung vorzunehmen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Die sollen nun in öffentlichen Bürgerversammlungen in Nitzschka zur Diskussion gestellt werden. Andreas Apelt von der Talsperrenmeisterei: „Wir wollen gemeinsam mit den Nitzschkaern die einzelnen Varianten erörtern. Schließlich geht es um elementare Lebensinteressen der Dorfbewohner. Hier ist ein großer, grundlegender Konsens nötig."
Als Hauptanliegen des Hochwasserschutzes bei Nitzschka bezeichnet Apelt die Rückverlegung des vorhandenen Deiches, um zusätzlichen Ausbreitungsraum für die Mulde im Falle von Hochwasser zu schaffen. Neben dem entlang der Mulde verlaufenden Deichabschnitt in Nitzschka sollen jeweils an das Hochufer anschließende sogenannte Flügeldeiche nördlich und südlich angeordnet werden. Somit wären die hochwassergefährdeten Ortsbereiche von einem Deich umschlossen.
Varianten fürs Rittergut-Areal
Nach Meinung von Apelt sind jetzt unter anderem noch wichtige gestalterische Aspekte des Hochwasserschutzes im Bereich des Rittergutes zu klären. Eine von den Experten vorgeschlagene Variante sieht vor, eine Hochwasserschutzwand geradlinig durch den Garten des ehemaligen Rittergutes zu führen. Damit würde etwa ein Sechstel der Gartenfläche verloren gehen. Eine zweite Variante geht davon aus, dass es möglich ist, eine Schutzwand exakt auf der Trasse der bestehenden Ufermauer zu errichten. So könnte der Garten in seiner alten Form erhalten bleiben.
Entscheidungsbedarf besteht auch für den Bereich des nördlich zu errichtenden Flügeldeiches. Variante l sieht hier vor, dass die Muldehäuser vom Damm umschlossen werden. Die komplette Bebauung Nitzschkas im nördlichen Ortsbereich bliebe möglich. Variante 2 schließt die Muldehäuser aus dem Hochwasserschutz aus. Wie es heißt, werde eine solche Variante deshalb mit in Erwägung gezogen, „da durch diese Trassierung die Deichstrecke um etwa 280 Meter erheblich verkürzt wird. Die damit verbundene Kosteneinsparung könnte beispielsweise in die Umsiedlung der betroffenen Anwohner investiert werden."
Mit Bürgern beraten
Für Apelt ist letzteres allerdings eher eine theoretische Überlegung, die die Fachleute der Vollständigkeit halber mit unterbreitet haben. „Wir betrachten das als Diskussionsansätze, die gemeinsam mit den Bürgern bewertet werden müssen", betont er. Erst wenn alles Für und Wider reiflich bedacht sei, würden Entscheidungen getroffen.

LVZ Muldental 12. September 2003

Oelschütz spielt nur Nebenrolle
Landestalsperrenverwaltung informiert über Hochwasserschutz für Nitzschka
Von CONNY HANSPACH

Nitzschka. „Eigentlich hatten wir gehofft, dass wir konkretere Aussagen bekommen", moniert ein Oelschützer in einer Zusammenkunft, zu der am Montag Landestalsperrenverwaltung und Ingenieurbüro die Einwohner von Nitzschka und Oelschütz ins Sportheim eingeladen hatten.
Denn mit genauen Maßen der neuen Deiche in Nitzschka konnte das Dresdener Ingenieurbüro noch nicht dienen. „Ungefähr 90 Zentimeter höher als jetzt", erklärt Ingenieur Andreas Fischer.
Er hatte zu tun, den Oelschützern zu erklären, weshalb sie im Schutzkonzept bislang nur eine Nebenrolle spielen. Betrachtet habe man in den vergangenen sechs Mona-
ten die Sicherung der Ortslage Nitzschka, wo vom Hochwasser viele Häuser betroffen waren. In Oelschütz gab es hingegen nur zwei Flutopfer. „Die hier überschwemmten landwirtschaftlichen Flächen genießen nach neuen Richtlinien nur geringen oder gar keinen Schutzstatus mehr", ergänzt Fischer. Trotzdem signalisiert er, dass die Oelschützer nicht vergessen würden: Einzelmaßnahmen schließe der Hochwasserschutz nicht aus.
Doch konkret könne man erst werden, wenn die Gesamtdaten vorliegen. Das beträfe auch die Entscheidung, ob der Deich von Nitzschka nach Norden bestehen bleibe. Einem Abriss des Oelschützer Deiches widersprechen die Einwohner jedoch sofort. Sie befürchten, dass die Felder dann bei jedem Winterhochwasser überschwemmt werden.
„In den nächsten zwei Wochen könnten die Zahlen für Nitzschka vorliegen. Der gesamte Muldeverlauf wurde vermessen, so dass an der TU Dresden am Computer Hochwasserszenarien und Schutzvarianten durchgespielt werden können", gibt Andreas Apelt von der Landestalsperrenverwaltung Einblick in die Vorarbeiten. An der favorisierten Linienführung der Flügeldeiche werde sich sicher nicht viel ändern. Sie beinhalte eine ^Erhöhung der Deiche, einen fünf Meter breiten Deichverteidigungsweg.
Gespräche mit den Einwohnern werde es weiterhin geben. Apelt: „Wir gehen jetzt erst in die Genehmigungsplanung. Frühestens 2004 könnten die Erdarbeiten beginnen."

Hochwasserschutz: Andreas Fischer vom Dresdner Ingenieurbüro erklärt die Vorhaben. Foto: Hanspach

LVZ Muldental 24. September 2003

Flutschutz für Nitzschka: „Akzeptable Lösung"
Hochwasserabwehr in Kühren-Burkartshain steht/ Umsetzung hat mittlere Priorität
Von INGRID LEPS

Muldenhäuser: Das favorisierte Konzept schließt auch Sicherheit für diese Grundstücke ein. Foto: Röse

Kühren-Burkartshain. Das Konzept zum Hochwasserschutz in Nitzschka steht. Bürgermeister Jörg Grundig nennt es „insgesamt eine akzeptable Lösung, mit der man leben kann". Favorisiert wird die Deichvariante mit der höchsten Sicherheit für die Anwohner.
„Die sogenannten Muldenhäuser haben bei einem Hochwasser, das statistisch alle 100 Jahre auftritt, den gleichen Schutz wie das Unterdorf", führt Grundig aus.
Deich Hauptmaßnahme
Bei einer anderen Version, die den Bürgern auch vorgestellt worden, war, wurden diese Häuser ausgrenzt, war zudem ein Ereignis herangezogen worden, wie es alle 25 Jahre auftritt. Hauptmaßnahme ist im vorliegenden Hochwasserschutzkonzept ein Deich, der teilweise neu gebaut, teilweise stabilisiert wird. Nicht ganz unproblematisch sei das Papier für die Landwirtschaft in der Muldenaue: Felder werden als Überflutungsfläche frei gegeben. Das werde allerdings nur im Extremfall passieren. Ein Dammrückbau wäre für die Bauern noch prekärer gewesen.
„Offen ist noch der Schutz von Oelschütz", legt Grundig den Finger auf einen Schwachpunkt. Immerhin standen hier drei Grundstücke unter Wasser. „Wir werden als Gemeinde fordern, dass der Ortsteil auch betrachtet wird."
Die Talsperrenverwaltung habe sich an diesem Punkt jedoch kooperativ gezeigt - wie Grundig insgesamt über die Zusammenarbeit mit der Behörde in Rötha nicht klagen kann.
„Euphorie verflogen"
Ein Wermutstropfen freilich sei die Zeitschiene für .die Verwirklichung des Schutzkonzeptes: Das Projekt habe mittlere Priorität. Grundig ernüchtert: „Die finanziellen Möglichkeiten haben sich innerhalb zweier Jahre gehörig gewandelt. Die anfängliche Euphorie ist inzwischen verflogen. Ich gehe von Zehnjahresscheiben aus."

LVZ Muldental 20. Februar 2004

Idyllisch: Blick auf die Mulde bei Nitzschka. Foto: Zweynert

Hochwasserschutzfür Nitzschka in der „Staustufe"
Talsperrenmeisterei: Vorerst kein Geld für weiterführende Planungen

Nitzschka (al). Das Hochwasserkonzept für Nitzschka befindet sich zurzeit im Stau. Wie Andreas Apelt von der Talsperrenmeisterei Rötha als Projektverantwortlicher für den Hochwasserschutz im Raum Nitzschka informierte, liege das Konzept gegenwärtig im Dresdener Ministerium zur Bestätigung vor.
Nach der inzwischen erfolgten Vorplanung sei aber die erforderliche Genehmigungsplanung nicht erfolgt, weil für dieses Jahr die Finanzierung nicht gesichert sei.
Apelt rechnet mit einer Summe von rund 100 000 Büro, die die Genehmigungsplanung kosten könnte. „Wir hoffen in dieser Situation auch auf Fördermittel von Bund und Europäischerunion", sagt Apelt. „Aber die begonnen Arbeiten werden vorerst nicht weiter geführt."
Dessen ungeachtet sieht der Experte gute Chancen, das Hochwasserschutzkonzept im Raum Nitzschka in Zukunft umzusetzen. Ebenso wichtig wie die finanzielle Absicherung sei für ihn der Konsens mit den Bürgern in dem betroffenen Raum, meint Apelt. . „In Nitzschka haben wir mit der Bevölkerung gutes Einvernehmen über das Grundanliegen der Sicherungsmaßnahmen", bilanziert er die bisherigen Gespräche vor Ort. Jetzt müssten noch einzelne Details diskutiert werden.
Apelt bekräftigt, dass ein Deichneubau näher am Ort in Nitzschka nicht gleichzeitig bedeutet, dass alte Deiche überflüssig würden. Als Hauptanliegen des Hochwasserschutzes bei Nitzschka bezeichnet er den Bau ortsnaher Deiche, um zusätzlichen Ausbreitungsraum für die Mulde im Falle von Extrem-Hochwasser zu schaffen. Die bereits vorhandenen Deiche würden trotzdem nicht ihre Schutzfunktion verlieren. Sie könnten auch künftig vor allem bei kleineren Hochwässern schützen.

LVZ Muldental 12. Juli 2004

250 000 Euro investiert
Flutschäden in Nitzschka fast komplett behoben

Nitzschka/Kühren (il). Bis auf Nacharbeiten sind die Baumaßnahmen zur Behebung von Hochwasserschäden in Nitzschka beendet. 250 000 Büro, so Bürgermeister Jörg Grundig, wurden investiert, um Schäden an der Infrastruktur der Kommune zu beheben. „Das Geld war ausschließlich für Hochwasserschäden gedacht", betont Grundig noch einmal. Es ging dabei vor allem um die Wiederherstellung zerstörter Straßen und Abflussgräben.
In Nitzschka seien bei der Flut drei Dämme gebrochen. Schwere Technik hätte bei der Abdichtung der neuralgischen Punkte  den  aufgeweichten Straßen zusätzlich zugesetzt.
Die Bürger entwickelten aus seiner Sicht nicht immer das richtige Verständnis dafür, dass mit den Flutgeldern auch geringfügigere Schäden repariert wurden, während die Behebung schwerwiegenderer Mängel, die in keinem Verhältnis zur Flut standen aufgeschoben werden müsse.
Zwei Jahre nach dem Hochwasser, so Grundig weiter, treten bei Bauarbeiten auch Folgeschäden zu Tage, mit denen keiner gerechnet hatte. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem Fußweg am Dorfteich in Kühren, unter dem ein Abfluss bei der Überschwemmung offenbar unterspült und zusammengebrochen war. Er müsse erneuert, könne aber nicht mehr als Flutschaden geltend gemacht werden. Grundig. „Wir können solche Schäden nur im Rahmen unserer Möglichkeiten beheben." Er gehe davon aus, dass noch weitere Überraschungen dieser Art auftreten.

LVZ Muldental 25. August 2004

Für Hochwasserfall Deichläufer gesucht
Kühren-Burkartshain will Wasserwehr verstärken

Kühren-Burkartshain (il). Drei Kilometer Deichanlagen müssen bei Hochwasser in Nitzschka  und Oelschütz überwacht werden. Sechs Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung sind ehrenamtlich als Deichläufer eingesetzt - im Ernstfall zu wenig. Die Gemeinde will hier Abhilfe schaffen.
Am Wochenende vor Ostern, als die Mulde gefährlich über ihre Ufer trat, waren ab Alarmstufe 2 regelmäßige Kontrollgänge notwendig.
Stichproben am Rittergut
Dabei reichen bei Stufe 2 Stichproben an besonders gefährdeten Stellen, wie am Rittergut Nitzschka und unterhalb der Sonnenmühle in Oelschütz. Acht Stunden lang waren die Männer an dem kritischen Wochenende dann in der Nacht zum Sonntag von 22 Uhr bis 6 Uhr im Einsatz. „Dann kam glücklicherweise Entwarnung. Aber die Leute müssen ja auch mal schlafen. Da hat sich gezeigt, dass wir zu wenig Deichläufer haben, zumal sie nur paarweise auf Kontrollgang gehen dürfen", stellte Bürgermeister Jörg Grundig fest. „Wenn ein Hochwasser über mehre Tage anhält, sind die Deiche mit sechs Leuten nicht zu überprüfen. Wir brauchen mindestens 18, die als Deichläufer die Wasserwehr unterstützen", hält der Bürgermeister mit seinen Vorstellungen nicht hinter dem Berg.
Dabei ist Grundig dagegen, auch Mitglieder Freiwilliger Feuerwehren mit den Deichkontrollen zu betrauen. Sein Argument: Im Ernstfall brauche er die Kameraden womöglich an anderen Stellen, wo sie keiner ersetzen könne.
Einführung in die Aufgaben
„Das Hochwasser hat gezeigt, dass mehr Personen notwenig sind, wenn länger Deichwachen anstehen", informierte Grundig die Einwohner von Nitzschka und Oelschütz. Er bat alle Betroffenen,. die bereit sind, im Ernstfall die Deichwache zu verstärken, sich zu melden.
Anfang Juni plant die Gemeindeverwaltung eine Einführung in die Aufgaben und in den Einsatz der Wasserwehr. Der Aufruf zeigt erste Resonanz: Eine Familie aus Nitzschka hat ihre Bereitschaft erklärt, in der Wasserwehr mitzuarbeiten.

LVZ Muldental 30. März 2005

Deich in Nitzschka wird höher und breiter
Gutachten bescheinigt Handlungsbedarf

Nitzschka. Am Nitzschkaer Deich, zwischen Rittergut und Muldehäusern, muss sich etwas tun. Das entschied das Sächsische Umweltministerium, indem es auch für Nitzschka eine Gefahrenabwehranordnung erließ. Diese schreibt die umgehende und den aktuellen Vorschriften entsprechende Sanierung des genannten Abschnitts vor.
Die Anordnung ist Ergebnis einer umfassenden Deichzustandsanalyse. Die bescheinigt, dass hier wegen des hohen Schadenspotenzials kurzfristiger Handlungsbedarf besteht.
Im Zuge der Instandsetzungsarbeiten wird der Nitzschkaer Deich entsprechend Empfehlungen der Hochwasserschutzkonzeption höher und breiter.
Nach Abschluss der Arbeiten soll der Wall die Ortschaften vor einem Hochwasser schützen, das statistisch aller 100 Jahre auftritt. Auf Landseite entsteht ein befestigter Weg, der im Hochwasserfall zur Deichverteidigung dient. Träger des Bauvorhabens ist die Landestalsperrenverwaltung Sachsen. Mit den Planungen wurde begonnen. Die Eigentümer der Flächen sind informiert.

LVZ Muldental 10. Oktober 2006

Sensible Zonen in Verantwortung
Nach Eingemeindung gibt es neue Herausforderungen für die Wurzener Wasserwehr

Wurzen/Oelschütz/Nitzschka (ch). Die Wurzener Wasserwehr ist mit der Eingemeindung von Kühren-Burkartshain vor neue Herausforderungen gestellt. Mit der Zugehörigkeit der Gemarkungen Nitzschka und Oelschütz sind erstmals auch im Falle eines Hochwassers gefährdete Dammabschnitte in Verantwortung der Freiwilligen. Weil diese anders als die derzeitigen Sichtungsabschnitte am Wurzener Muldeufer andere Anforderungen an die Wasserwehr stellen, sind im kommenden Frühjahr praktische Schulungen vorgesehen.
Ähnlich wie es bei den Nachbarn der Bennewitzer Wasserwehr gelaufen ist, gelte es den Deich in Augenschein zu nehmen und auf bestimmte Schwerpunkte hinzuweisen. „Die Mitglieder sind bislang in drei Gruppen aufgeteilt, denen bestimmte Arbeitsaufgaben zuzuordnen sind", sagt Thilo Bergt, der als Leiter der Wurzener Feuerwehr in die Wasserwehr eingebunden ist. Bislang zähle die Wurzener Wasserwehr rund 40 Namen. Den überwiegenden Anteil daran haben die männlichen Mitarbeiter der Wurzener Stadtverwaltung. „Nach dem Hochwasser 2002 gab es eine Anordnung des Katastrophenschutzes, dass jede Kommune, die an einem Fluss liegt, eine Wasserwehr einrichten muss. So verpflichteten sich die Angestellten des Hauses", erklärt Oberbürgermeister Jürgen Schmidt. Thilo Bergt ergänzt: „Es gibt aber auch einen Wurzener Bürger, der, ohne bei der Stadt angestellt zu sein, mitarbeitet."
Thilo Bergt wünscht sich auf jeden Fall noch 'mehr Bürger-Interesse. Je mehr Leute zur Verfügung stehen, umso besser verteile sich die Belastung im Ernstfall, sagt er. „Im Notfall gibt es erfahrungsgemäß immer sehr viel Freiwillige. Doch macht es für eine bessere Koordination Sinn, ausreichend geschulte Kräfte zur Verfügung zu haben'. Wir sind also für jede zusätzliche Hilfe dankbar", so Thilo Bergt. Der Umfang der Arbeiten, die von der Wasserwehr im Katastrophenschutz erwartet wird, sei nicht klein. Unter anderem müssten bei Hochwasser die zum Verantwortungsbereich gehörenden Deiche in Kontrollabschnitte unterteilt werden. Die gelte es ständig zu beobachten, um rechtzeitig Schwachstellen zu erkennen. Schichtdienste auf dem Damm wären dann für die Deichläufer an der Tagesordnung.
Die größten Erfahrungen, die Areale in Nitzschka und Oelschütz betreffend, haben die Kameraden der Nitzschkaer Feuerwehr, räumt der Wurzener Wehrleiter ein. Vor der Eingemeindung von Kühren-Burkartshain nach Würzen hatte diese Ortswehr die Aufgaben der kommunalen Wasserwehr übernommen. Nun ergänzt die Wurzener Gruppe  sozusagen  den  vorhandenen Stamm. Die Wasserwehrsatzung der Stadt Würzen wurde jüngst den aktuellen Erfordernissen angepasst. „Wenngleich wir bislang noch nicht im praktischen Einsatz waren, gibt es Ausrüstungsgegenstände für die Wurzener Wasserwehr", so Oberbürgermeister Jürgen Schmidt. Wasserfeste Jacken und Gummistiefel wurden gekauft und im Feuerwehrgerätehaus deponiert.

Neues Terrain: Der Hochwasserschutzdamm in der Gemarkung Nitzschka gehört seit der Eingemeindung zum Verantwortungsbereich der Wurzener Wasserwehr. Im Frühjahr wollen die Freiwilligen das Areal in Augenschein nehmen. Foto: Andreas Röse

LVZ Muldental 23. Januar 2007