Die ehemalige Unternitzschkaer Schiffmühle
Die Schiffmühle soll eine römische Erfindung
des Jahres 536 n.d. Z. sein. Die ältesten sächsischen Schiffmühlen
gab es Ende des 12. JH. Auf der Elbe. Das Mühlwerk befand sich auf
einem verankerten Boot. In unserem Gebiet ist noch in dem ersten Viertel
des vorigen Jh. Eine solche Mühle angerichtet worden.
Der Wassermüller Joh. Gottlob Rautenstrauch zu
Nemt suchte 1822 um die Anlegung einer Schiffmühle auf dem Muldenstrom
nach. Sie sollte bei Unternitzschka, ungefähr 400m unterhalb der Fähre,
an einem heute nicht mehr bestehenden Muldenlauf ihren Standort haben.
Rautenstrauch begründete sein Gesuch damit, dass 1822 wegen Wassermangels
sämtliche Bachmühlen im weitern Umkreis nicht gangbar waren.
Den beiden Windmühlen dagegen, bei Unternitzschka und Sachsendorf,
hatte es am Winde gefehlt. Die Anfahrt zu der Wurzener- und Golzener Mühle
sei für die Mahlgäste zu zeitaufwendig.
Der Rittergutsbesitzer von Unternitzschka befürwortete
das Gesuch sehr, wohl in eigenen Interesse! Sehr ablehnend verhielt sich
aus verschieden wasserbaulichen gründen, der Dresdener Wasserbaudirektor
Wagner. Da aber dem Staat an Einnahmen gelegen waren, erhielt Rautenkranz
trotzdem im Frühjahr 1825 die Baugenehmigung. Von der Gangbarkeit
der Mühle an , sollte er „praernummerando“ einen Grundzins von 9 Talern
im Jahr an den Fiskus entrichten. Außerdem musste er sich verpflichten
„keine Streichzäune in den Strom zu legen, damit den Flößern
kein Eintrag geschieht.“
Seit dem Spätherbst 1826 arbeitet die Mühle.
Rautenstrauch verkaufte sie gleich an seinem Schwiegersohn.
Dieser wiederum hatte sie bereitst im Dezember 1826
( an Carl Gottlieb Beyer) weiter veräußert.
Da bislang noch kein Zins gezahlt worden war, wendete
man sich an den neuen Besitzer, der angab von dem „Canon“ nichts zu wissen.
Dann betreib ab 1828 ein Windmüller (Karl Traugott Bürger) die
Mühle, die dieser im August 1832 an (Carl Christian Lange) für
1750 Taler verkaufte.
Von diesem Geld verblieben ihm nur 110 Taler. Mit
dem anderen Geld mussten Hypothekenschulden beglichen werden. Abermals
waren die Zinsen nicht bezahlt. Als der Windmüller 1833 verstarb kam
sein restlicher Besitz zur Versteigerung und die Zinsen wurden aus der
Konkursmasse beglichen.
Einige Jahre später ist durch Hochwasser ein
neues Strombett entstanden. Das alte, auf dem die Mühle sich befand,
verlandete. So heißt es 1845: "In folge des veränderten Wasserlaufes
der Mulde hat der Müller Karl H. Fischer zu Unternitzschka, zugleich
für sich und seiner Ehefrau (Joh. Sophie Röhrborn) als Eigentümerin,
der in der Muldestrom befindlichen Schiffmühle, um Genehmigung der
Veränderung des jetzigen Mahlstandes (Standort) dieser Mühle
gebeten. Es ist ihm diese Genehmigung von der königlichen Uferbaukommission
erteilt worden.“
Daraufhin ist die Mühle nach dem linken Muldeufer
(Walziger Seite), ungefähr 800m stromaufwärts, verlegt worden.
Ortsfest ist sie dort 1884 eingerichtet worden. Deshalb erhielt die Mulde
an dieser Stelle ein Wehr. Erst 1954 wurde der Mühlbetrieb von den
Besitzer (H. Nowotne) aufgegeben. Das Wehr ist kurze Zeit danach durch
eine Hochwasser zerstört worden. Eine Wiederanrichtung war nicht
mehr erforderlich, gegen Ende der 70iger Jahre sind die Mühlengebäude
wegen Baufälligkeit abgebrochen worden.
Die in Klammern gesetzten Namen der Mühlenbesitzer
können bei einer Veröffendlichung entfallen.
Quellen:
Daumann. Das Mühlengewerbe in Sachsen. Diss.
1934
Staatsarchiv Lpzg. Amt Wurzen Nr. 1067
Heimatkundliches Lexikon (Rb.)
Bildband Filmosto / Vom Reibstein zur Kunstmühle
Pers. Auskünfte: Adolf Böhm, Machern; Matthias
Müller, Hohburg; Rudolf Primer, Gimma
Oberreitsches Karten-werk
Messtischblatt Wurzen 1930
Der Bericht befindet sich im Orginal im Museum Wurzen im MTL Ordner unter Nitzschka.
Herr Grebenstein verfasste den Bericht am 27. November 1982 in Leipzig laut Entwurf
Ergänzung: Die erste Mühle befand sich bei den heutigen Muldenhäusern.