1. um 1500 Straftaten und ihre Aburteilung
2. um 1814 Mahlmann in Nitzschka
3. Geschichtliche Erkenntnisse aus Abfallgruben
4. Muldenländisches Teil II
5. Das war der Rundblick
1. um 1500: Straftaten und ihre Aburteilung
Mehr als grotesk ist die Tat, welche Barthel Dietrich aus Obernitzschka beging, Ihm und Wolf Zeumer war aufgetragen worden, mit Hellebarden bewaffnet. Wache' wegen umherstreunender Mordbrenner zu halten. Während des Wachdienstes betrank sich Dietrich und verwundete seinen Gefährten am Kopf so stark, daß dieser nach einer Woche Bewußtlosigkeit am 22. September 1540 verstarb. Wahrscheinlich wurde der Täter auch hingerichtet.
Bericht (Auszug) im Rundblick Lesebuch 1999; von Uwe Schirmer 1995
2. 1814: August Mahlmann kauft Schloß und
Rittergut Nitzschka
Poet und praktischer Landwirt
Der Schloßpark von Nitzschka war einst Standort einer Gedenktafel für August Mahlmann (1771-1826).
"August Mahlmann"
Tief in den Felsen gegraben erscheint sein teurer Namen,
Diesen umschatteten Ort frommen Gedanken zu weihn
Und noch tiefer gegraben in dankbar fühlende Herzen
Mahnt er, dem Gatten, dem Vater Tränen der Liebe
zu weihn.
Friede dir, seliger Geist.
Vergeblich ist allerdings seit Jahren die Suche nach dieser Tafel.
Mahlmann, Verfasser vieler lyrischer Gedichte, Märchen und Erzählungen,
wurde 1813 als Gefangener in die Zitadelle nach Erfurt gebracht, da er
es gewagt hatte, seine Stimme gegen die französischen Unterdrücker
in seinem Vaterland zu erheben. Doch sollte er schon bald wieder befreit
werden, denn die Völkerschlacht bei Leipzig setzte der französischen
Fremdherrschaft ein Ende.
1814 kaufte Mahlmann das Rittergut Unter- und Obernitzschka, um hier,
umgeben von der Stille der Natur, seinen Lebensabend verbringen zu können.
Dem Nitzschkaer Lebensabschnitt verdanken wir einen herrlich duftenden
Blütenstrauß heimatlicher Poesie. Was er auch dichtet: schon
die Sprache allein ist Musik. Die Gangbarkeit seiner Verse und der Volkston
seiner Worte reizen alle namhaften Musiker seiner Zeit zu Vertonungen,
besonders Hummel und Reichardt. Liederhefte aller Art enthalten sie noch
heute. Bald stimmt er seine Leier zu zarter Liebeslyrik, bald lacht aus
ihr das Jauchzen der Jugend, Das sind wahre Volkslieder!
Der einst den Strom des Lebens so kräftig rauschen gehört,
der wird umsponnen vom Hauche der Romantik, wenn der dörfliche Nachtwächter
spießbewehrt mit seiner Laterne auf dem Schloßhöfe geistert
und mit zahnlosem Munde singt. „Der Hohlheit dieser Welt zieh ich mein
Dörfchen vor" - „Mein Dörfchen, die entzückendste Gegend
der Welt". Ja: Mit welchem Maßstab hat Siegfried August Mahlmann
früher gemessen, wenn er an reich gedeckten Tafeln vornehmer Gesellschaften
saß! Später aber wird er der Philosoph des kleinbürgerlichen
Lebens und nimmt teil am bescheidenen Geschehen seiner Dorfbewohner. Wie
rührend plaudert er von ländlichen Freuden!
Dies Winkelchen der Welt lacht mich vor allen an.
Bis hierher drängt sich nicht das Gaukelspiel der
Menschen.
Hier lebt man der Natur, hier lebt man Gott und sich.
Mahlmann befaßte sich ebenso mit der praktischen Seite der Landwirtschaft.
1810 befürwortete er in einem Beitrag aufs stärkste die „...
Zuckerfabrikation aus Runkelrüben ...", um dadurch den verteuerten
Zuckerimport einzuschränken.
„An Patrioten! Bei dem immer höher steigenden Preise des westindischen
Zuckers, ist es Sache der Patrioten, Staats- und Landwirte alles zu tun,
um die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben zu begünstigen.
Der Freiherr von Lorenz bei Wurzen und andere haben die Zuckerfabrikation
aus Runkelrüben mit dem besten Erfolg im Großen eingeführt.
Aus den Versuchen ergibt sich, daß der feinste Zucker mit den westindischen,
wenn er auch noch so wohlfeil ist, Preis halten kann. Die Abfälle
sind überdies noch zur Fabrikation des Rums, Branntweins, Essigs,
sowie zur Viehzucht, Dünger usw. vortrefflich zu benutzen".
Auf dem Gebiete seines Rittergutes stellte er verschiedene Versuche
und Beobachtungen an und berichtete sodann über seine Untersuchungsergebnisse
in der „Leipziger Ökonomischen Sozietät". Bald scheint ihn ein
starkes Heimatgefühl zu seinem Dorfe Nitzschka erfaßt zu haben,
in dessen Grenzen er sich innerlich glücklich fühlte und wo er
gern auf Gunst und Scheinehren am Hofe verzichtete.
nach Albrecht Wagner, 1935
3. Geschichtliche Erkenntnisse aus Abfallgruben
Der Windmühlenberg bei Nitzschka war einstmals dicht besiedelt
VON WALTER SCHORMANN
In den Frühlingsmonaten 1995 wurden im Flurbereich von Nitzschka auf dem Windmühlenberg archäologische Grabungen durchgeführt. Das machte sich erforderlich, weil der Neuaufschluß einer Sandgrube erfolgte.
Steinbeile waren die ersten Funde
In den 30er Jahren kamen durch Zufall bei landwirtschaftlichen Arbeiten
mehrere Steingeräte zutage. Beim Steinelesen, beim Rübenigeln
und beim Drillen Finden die Bauern verschieden große Steinbeile,
auch einen Faustkeil und eine durchbohrte Axt. Die Fundstellen liegen auf
dem Windmühlenberg und in der Flur die Hufe.
Alle diese Steingeräte lassen sich mühelos in die Jungsteinzeit
einordnen, die bei uns vor etwa 5000 Jahren begann. Die Menschen der Jungsteinzeit
haben vorwiegend nicht mehr den splitternden und damit leicht durch Schlagen
zu formenden Feuerstein benutzt, sondern einen harten granitartigen Stein,
den sie kunstvoll schliffen.
Noch bemerkenswerter als ihre Werkzeugtechnik ist die für sie
typische landwirtschaftliche Revolution. Die Menschen waren nicht mehr
nur Jäger und Sammler wie die der Altsteinzeit, die stets auf der
Wanderschaft nach Wild und Beeren waren. Jetzt zähmten und züchteten
sie die Tiere, und die Pflanzen, die ihnen zur Nahrung dienten, bauten
sie selbst an.
Der Auerochse wurde zum Hausrind. Dazu gesellten sich Ziegen und Pferde,
Der Wolf hatte sich als Haushund den jagenden Menschen längst angeschlossen.
Die Menschen wohnten jetzt in Siedlungen, zu denen Felder gehörten.
Nur dann, wenn diese abgewirtschaftet waren, mußte man an einen Ortswechsel
denken. Die Tölen begrub man vorwiegend in Hockstellung in der Erde.
Werkzeuge aus Bronze
Der Übergang zur Bronzezeit verlief nicht auf einmal, sondern fließend.
Neben dem Gebrauch von Werkzeugen, die als eine Mischung von Kupfer und
Zinn in Formen gegossen wurden, benutzte man auch noch eine Zeitlang Steinwerkzeuge.
Die Lebensweise auf den Dörfern ist sicher noch denen der Jungsteinzeit
ähnlich gewesen. Die Totenbestattung hatte jetzt allerdings andere
Formen. Die Verstorbenen wurden verbrannt, ihre Asche in Urnen aufbewahrt
und in Urnenfeldern nahe beieinander in der Erde beigesetzt. Die rekonstruierten
Hügelgräber bei Sachsendorf sind für unsere Region das bekannteste
Beispiel. Auch in Zöhda, neuerdings durch Luftaufnahmen auch in Trebsen,
sind solche bezeugt.
In Nitzschka ist vor drei Jahrzehnten bei der Anlage einer Miete nahe
der Straße Neichen - Nitzschka ein Urnenfeld gefunden worden. In
einer Reihe standen mehrere Urnen nebeneinander.
Und jetzt Funde der Eisenzeit
In der Röberischen Sandgrube am Windmühlenberg entdeckte man
schon vor 60 Jahren eine Feuergrube. Mit der weiteren Erschließung
wurde man jetzt erneut fündig. Beim Abschieben der obersten Sandschichten
zeigten sich große braune Flecken. Sie entpuppten sich nach den Untersuchungen
von Mitarbeitern des Landesamtes für Archäologie in Dresden und
Hilfskräften einer ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) als Abfallgruben.
Mehr als dreihundert solcher Verfärbungen konnten untersucht werden.
Leider zeigten sich keine Reste von Häusern, aber mit diesen Erdvertiefungen
ist eine Siedlung nachgewiesen. Die Gruben enthielten unendlich viele winzige
Scherben von kleinen Gefäßen. Auch ein interessant geformter
Löffel aus Ton war darunter. Dazu kamen noch vier Spinnwirtel sowie
zwei Mahlsteine von ca. 30 cm Länge mit abgeschliffener Oberfläche
und mit in die Hand passenden Reibesteinen. Auch mehrere Amboßsteine,
auf denen Eisen bearbeitet worden war, wurden gefunden. Von Eisengeräten
selbst fand man ein kleineres Messer und ein Stäbchen mit knopfartigen
Enden, dessen Funktion vorläufig noch ungeklärt blieb. Mit diesen
Funden kann man sich trotzdem ein Bild vom damaligen Leben machen. Alle
wichtigen für das Leben benötigten Handwerke waren in der Siedlung
vertreten; Spinnen und Weben, Töpfern, Mahlen, Schmieden. Knochen,
von denen man auf bestimmte Tierhaltung oder die Jagd schließen konnte,
waren bis auf ganz verschwindende Reste vergangen. Alle Grabungsfunde sind
sorgfältig registriert nach Dresden gekommen. Nach ihrer endgültigen
Auswertung wird man manches noch genauer sagen können.
![]() Die Mühle auf dem Windmühlenberg |
![]() Bei den Ausgrabungen in der Sandgrube |
Fotos: Manfred Müller
Auszug aus dem Bericht
4. Muldenländisches Teil II
Wir sind wieder gewandert diesmal von Wurzen nach Trebsen
und zurück. Ein Stück Kahnfahrt war dabei.
Da wir selbst gerudert haben, zählt das sicher
auch.
Das Rundblick-Wanderteam teilte sich wie folgt in
die Aufgaben:
Texte: Karl-Heinz Laube von Wurzen bis Trebsen und Heinz Thümmler von Trebsen nach Wurzen
Fotos: Manfred Müller
Sammler: Rudolf Priemer
...
An der Schiffmühle
Ein unablässiges Rauschen lockt uns an, Bin Wasserfall?
Nur ein Muldewehr, das der ehem. Schiffmühle Walzig (Bild 20). Jenseits
liegen die fabrikähnlichen Gebäude, Wie lange die Schiffmühle
bestanden hat, konnte uns niemand sagen. Schon um 1920 waren zwei unterschlächtige
Wasserräder die Antriebskraft. Seit 1954 die mächtigen Hochwasserfluten
ihr Zerstörungswerk auch hier verrichtet hatten, stehen die Wasserräder
still. Jetzt hängen nur noch die dicken Holzachsen in der Wand. Die
Mahlanlagen funktionieren und laufen noch, nun mit elektrischem Strom,
Der ehemalige Wassermüller Leisebein — er hatte sein Handwerk bis
1942 bei Spott in Thallwitz (s. RUNDBLICK-Jahrbuch 1974) gelernt — schrotet
mit einigen Helfern Futtermittel für die Genossenschaft, Allerdings
hat er mit seiner Familie trotz der nahen Mulde große Wassernot,
denn der Brunnen ist versiegt (!), und das Trinkwasser muß mit Kannen
und sonstigen Gerätschaften aus Walzig herangeschafft werden. — In
den Scheunen füttert jetzt die LPG Trebsen 60 kräftige Bullen
heran übrigens, Kollege Leisebein „hört" das Hochwasser der Mulde,
nämlich dann, wenn das Rauschen des Wehres schwächer wird oder
ganz aufhört. Dann sind die Fluten angestiegen. Lange Zeit wird das
Wehr sicher nicht mehr standhalten, denn mehr und mehr bröckelt die
Betonmauer.
Wir laufen auf die Kulisse des Dorfes zu. Ein kleiner
Bach mit klarem Wasser kreuzt vor dem Ort unseren Gang (Bild 21), Wir blicken
zurück. Welch ungewöhnlich schönes Bild; ein heller Weg,
der in die Weiden hineinführt, dahinter buschbestandene Hänge,
weiße Wolken in zartem Blau und viel Sonne.
Wir betreten Nitzschka
Am Eingang des ehemaligen Nitzschkaer Gutes empfängt
uns fröhliches Kinderlachen. Eine Handvoll Buben und Mädchen,
sommerlich luftig angezogen, freut sich über die unerwartete Sonntagsüberraschung
und ist von den „Onkels" begeistert, die ihre Fröhlichkeit fotografieren
(Bild 19). Inzwischen mache ich mich mit Kurt Thiele und einigen seiner
Kollegen bekannt, die im Hofe fachsimpeln. Freundlich geben sie mir Auskunft:
das große Gebäude, das schon von weitem auffällt, ist das
ehemalige Rittergut. 1945 hatten es die Amis zerschossen, aber heute steht
es der LPG „Friedlicher Aufbau", Nitzschka, zur Verfügung. Büroräume
und technische Anlagen sind dort untergebracht. Der Neubau gegenüber
ist erst wenige Jahre alt, Hier stand früher die Brennerei. „Und wie
sieht es mit der Ernte aus?", frage ich neugierig. „Wir können zufrieden
sein, denn der Mai war richtig: kühl und naß!"
Nitzschka oben und unten
Auf einer älteren Karte liest man von einem Ober-
und einem Unternitzschka, 1377 scheint es nur ein Nitzschka gegeben zu
haben. Dort ist in einer Urkunde von einem „Nitzkow" oder „Nitzschkow"
die Rede. Sicherlich war Obernitzschka der ältere Teil. Durch Entstehen
eines zweiten Rittergutes, das einem anderen Herren gehörte, bildeten
sich zwei Ortstelle. Jedenfalls taucht später die Bezeichnung „Nitzschkow
major et minor" (größer und kleiner) auf, die sich durch die
Lage bedingt in ein „Oben und Unten" wandelte. Vor dem ersten Weitkrieg
bildete sich eine Gemeinde, aber die Bezeichnungen existieren noch heute.
Die Kirche hat ein wechselvolles Schicksal hinter sich. Der älteste
Teil ist nicht mehr festzustellen, denn 1674 stürzte der Kirchturm
mit dem ganzen Chor bis halb zur Kanzel hin ein. Vermutlich hatte man die
Gräber zu nahe an die Grundmauer gelegt. Nach drei Jahren war der
Wiederaufbau beendet. Aber schon 1704 brach im Ort ein Feuer aus: das Rittergutsgebäude,
sechs Bauernhöfe, Pfarre, Schule und ein Teil der Kirche wurden ein
Raub der Flammen. Die Ursache ging von der Schmiede aus. Zu allem übel
taten sich 1706 schwedischer Truppen im Ort gütlich, so daß
erst unter großen Gemeindeopfern 1745 alles vollendet werden konnte.
Ein berühmter Nitzschkaer
Von den Herren des nach dem Brande von 1704 aufgebauten
und weithin sichtbaren Schlosses ist der Schriftsteller Siegfried August
Mahlmann bemerkenswert. Der 1771 in Leipzig geborene war Schüler der
Landesschule in Grimma und besaß ab 1814 das Nitzschkaer Schloß.
Als Redakteur der Leipziger „Zeitung für die elegante Welt" brachte
er oft seinen Widerwillen gegen die Franzosen zum Ausdruck, so daß
er 1813 von Napoleon in Erfurt eingekerkert wurde, wie es dem Buchhändler
Palm ähnlich erging. Von den ausgestandenen Schrecken erholte er sich
dann in Nitzschka. Bemerkenswert sind auch seine Gedanken, Zucker aus „Runkelrüben"
zu fabrizieren, um dadurch den Import dieses wertvollen Nahrungsmittels
einzuschränken. 1726 starb er in Leipzig.
Sonntag ist's
Im Ort ist alles ruhig. Man feiert den Sonntag. Da
sind die Straßen leer. Nur eine LPG-Bäuerin (Bild 27) stapelt
unermüdlich Stalldung auf dem Hof; „Ja, ja, es muß doch gemacht
werden! Es nützt alles nichts, egal, ob Sonn- oder Feiertag!", meint
sie unverdrossen und läßt sich nicht stören. Dort der Gasthof!
In der freundlichen Gaststube sitzen bereits einige Jugendliche des Ortes
(Bild 18). So, so. Stammtisch schon am Nachmittag? Inmitten der Stube flimmert
„Pittiplatsch, der Liebe" über die Mattscheibe. Ach sooo, keine Bierrunde,
sondern die Fußball-Weltmeisterschaft steht hier auf dem Programm.
Wenige Minuten später laufen die italienischen und polnischen Spieler
über den Bildschirm. Da heißt es für uns, still zu sein,
wenn König Fußball regiert. Wir bekommen trotzdem unseren Kaffee
und noch ein Stück Erdbeer-Sahnetorte dazu, frisch aus privatem Kühlschrank.
Das muß besonders betont werden. Herr Günter Reich bekommt mit
seiner Gattin ein ganz großes RUNDBLICK-Dankeschön für
die vorbildliche gastronomische Betreuung, die sich so wohltuend vom Pausitzer
Vormittag unterscheidet. Die Aktiven stürmen über den Rasen,
Die Zuschauer im Gastraum spielen laut oder leise mit. So ist's ja überall.
Wir nutzen eine unbedeutende Spielphase (einige von uns schweren Herzens)
und marschieren wieder in den sonnenhellen Nachmittag hinein. Immer noch
liegt das Dorf friedlich da. Frauen mit Kinderwagen, die treffen wir: denn
die Männer verfolgen das Fußballspiel. Dort sonnt man sich im
Garten. In Unter-Nitzschka stoßen wir auf Familie Pötzsch (Bild
25), die den Dorfspaziergang soeben beendet hat. Wir kommen schnell ins
Gespräch: „Was, da sind S’e von Trebsen bis hierher geloofen? Das
ist ja erstaunlich!" Wie erstaunt sind sie erst, als sie von unserer Gesamttour
erfahren. Leider ist das kleine Erlebnis typisch. Dieses „Gugge, da wandern
welche!", hören wir überall, auch auf dieser Reise. Wandern scheint
doch sehr schwer zu sein, vor allem die Überwindung dazu!
...
Bildergalerie
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5. Das war der Rundblick (drei Breichte im Auszug über Nitzschka {a-c genannt})
a.) Gibt es noch Wassermühlen?
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Liebe Schüler!
Wir wollen euch von jetzt an regelmäßig eine Seite unserer Heimatschrift widmen. Wir wissen, daß euch der Heimatkundeunterricht große Freude macht. Unsere Schülerseite soll euch im Unterricht unterstützen. Wenn ihr sie sammelt und sie in eure Hefte einlegt oder auch in einer gesonderten Mappe aufhebt, dann habt ihr ein willkommenes Nachschlagewerk. Besser ist es natürlich noch, wenn ihr den Rundblick insgesamt jahrgangsweise sammelt, denn dann habt ihr auch für spätere Schuljahre gutes Material zur Heimat. Mit diesen Hinweisen begann Der Rundblick eine Fortsetzungsserie unter dem Titel „Für den Heimatkunde-Unterricht" (später: Heimat und Welt), die der Borsdorfer Lehrer und Lektor beim Brockhaus-Verlag Ehrhart Kundisch mit Texten und Zeichnungen jahrelang gestaltete. R 1959 S. 84. Die nebenstehende Karte zum Thema „Wassermühlen zwischen Colditz und Wurzen" gibt Auskunft über einen wichtigen Abschnitt unserer Wirtschaftsgeschichte: Ende des vorigen Jahrhunderts setzte das große Mühlensterben ein. Wasser und Wind, die bisher die Mühlen antrieben, wurden von einer neuen Kraft, der Elektrizität, verdrängt. Nur noch wenige Wind- und Wassermühlen arbeiten heute auf die alte Weise. Die meisten stehen zwar noch am alten Platz, aber die Wasserräder und die Windmühlenflügel sind verfallen. Wir haben den Besitzer der Großmühle in Grimma, Herrn Dr. Hermann Gleisberg, aufgesucht, der so freundlich war, uns einige Fragen über die heimischen Mühlen zu beantworten und wonach die Karte entstand. Ehrhart Kundisch, 1963 S. 582 verwendet wurde: "Das kleine Mühlenbuch" von H. Gleisberg Sachsenverlag Dresden, 1986 |
b.) Mit dem Sonntagsnachmittagsausflugsfamilienmotorboot nach Nitzschka
und Oelschütz
Es gehörte zu meinen schönsten Kindheitserlebnissen, zwei-
bis dreimal im Jahr an der Hand der Großmutter die weite Reise nach
Oelschütz machen zu dürfen. An der Fähre in Schmölen
bestiegen wir erwartungsvoll und ein wenig ängstlich Lehmanns großes
Sonntagsnachmittagsausflugsfamilienmotorboot. Wenn sich dann der markisenüberdachte
Dampfer vom Bootssteg löste, mußte ich jedesmal, bereits mit
neun Jahren spielte ich den Zerrwanst, traditionsgemäß „Muß
i denn, muß i denn, zum Städtele hinaus..." aus dem arg mitgenommenen
Kasten entlocken. Dafür kostete mich die herrliche Reise natürlich
nichts. Nach einstündiger Fahrt passierten wir die Loreley, und wieder
hatte ich .die Pflicht als Bordkapelle, von dem Mädchen zu spielen
und zu singen, das irgendwo da oben sitzt und sein goldenes Haar kämmt.
Später dann saßen wir in Oelschütz unter der alten Kastanie
des Gasthofes bei Limonade oder Kaffee und Streuselkuchen.
Mit solchen Erinnerungen ging der Autor dann in die Dörfer, wo ihm u.a. folgendes begegnete: die Feststellung des Bürgermeisters, daß auf dem maroden Saale weder der Landfilm noch andere Kulturangebote stattfinden können, daß von den Handwerkern nur noch ein Tischler und ein Bäcker existieren, daß in einem Waschstützpunkt die Wäsche sauber wird, daß im ehem. Rittergutsgebäude ein Stützpunkt der MTS seine dürftigen Zelte aufgeschlagen hat, daß die örtliche Blaskapelle hoffentlich bald wieder üben kann, daß über 50 Jahre hinweg die Fleischhauers bis 1954 die Fähre über die Mulde bedient haben, daß im pflegebedürftigen Park die Erinnerungstafel an August Mahlmann (1771-1826) verschwunden ist, einem bedeutenden Schriftsteller in seiner Zeit und ein Kämpfer gegen Napoleon, der mal Besitzer des Rittergutes war. Werner Ballschmieder und Elisabeth Krämer, 1962 S. 264 HEUTE: Die Bootsfahrten bis zur Loreley werden vom Fährbetrieb Dehnitz organisiert. Der Gasthof in Oelschütz wurde 1999 geschlossen. Die sanierten Gebäude vom Rittergut fielen 2007 einem Brand zum Opfer. Die Erinnerungstafel an Mahlmann blieb verschollen. |
![]() Noch in den 60er Jahren konnte man den Wasserträgerinnen in Nitzschka begegnen |
c.) Wanderwege entlang der Mulde von Wurzen nach Trebsen
... Am Eingang des ehemaligen Rittergutes in Nitzschka empfängt uns fröhliches Kinderlachen. Einige Gebäude nutzt die LPG. Wir finden im gasthof eine Genußvolle Kaffeestunde mit frischer Erdbeer Sahne Torte. ... Die Sonne neigt sich zum Horizont. Ein erlebnisreicher Tag geht zur Ruhe, ohne Sensationen. Wir brauchen diese auch nicht.
Karl.Heinz Laube und Heinz Thümmler, 1974 S. 104