Zu allen Zeiten haben zwischen Eilenburg, Colditz und Leisnig Menschen
an den Uferrändern der Mulde gesiedelt, wie es Funde der verschiedenen
Zeitepochen belegen. Das Wasser war für sie Nahrungsquelle, also die
Voraussetzung zum Leben. Die Menschen fanden Stellen, wo es ihnen gelang,
das Wasser zu durchqueren. Diese wurden durch Landmarken an beiden Ufern
gekennzeichnet. Höhlte man einen Stamm aus, dann konnte sogar trockenen
Fußes das andere Ufer erreicht werden. So verlief die Entwicklung
von der Furt zur Fähre, der schwimmenden Brücke Die Furten waren
später für den Straßenverlauf ausschlaggebend, als sich
die „Trampelpfade" zu länderverbindenden Handels- und Heerstraßen
herausbildeten. Diese ersten Anlagen sind dann von anderen Völkerschaften
weiter ausgebaut worden. Es wurden auch neue Furten angelegt, weil der
Fluß manchmal seinen Lauf verändert hatte. Die Furten waren
seichte, leicht passierbare Flußstellen mit geringerer Wasserströmung.
Beim Fährbetrieb hingegen brauchte man eine Strömung und einen
höheren Wasserstand wegen der Eintauchtiefe der vollbeladenen Fähre,
Deshalb waren an Übergängen, wo es eine Furt und später
noch eine Fähre gab, diese Stellen meist räumlich voneinander
getrennt.
Die zwei wichtigsten Straßenzüge unseres Gebietes waren
im frühen Mittelalter die Reichsstraße, die „via imperia", und
die Königsstraße, die „via regia". Die „via regia" hatte schon
frühzeitig von Halle aus wegen der Furten an der Mulde als Salzstraße
nach dem Osten Bedeutung, So gabelte sich diese Straße mehrfach und
führte zu den Übergängen Eilenburg, Püchau, Wurzen
und Trebsen.
Die Furten Döben und Colditz waren von der Reichsstraße
über „das alte Schloß" im Oberholz zu erreichen. Unter der Herrschaft
der Deutschen bildete anfangs die Mulde eine Grenzlinie. Sie wurde teilweise
unter Verwendung slawischer Wallanlagen ausgebaut oder mit Neuanlagen gesichert
und überwacht. Das waren die Burgwarde Eilenburg, Püchau, Wurzen,
Trebsen, Nerchau, Döben, Grimma, Colditz, Leisnig. Die Flußübergänge
waren wegen der Zölle gute Einnahmequellen für die Territorialherren.
Starke Einschränkungen erfolgten mit dem Inkrafttreten der kurfürstlichen
Zollordnung im Jahre 1462. Der gesamte Fernhandel durfte nur die Straße
über Eilenburg oder Orimma benutzen, dort, wo es Furt und Fähre
gab.
![]() |
...
|
Auszug aus dem Bericht!!!
Die Mulde floß auch mal durchs Oschatzer Land
Zur Geologie des Muldengebietes. Von Adolf Böhm
und Frank Kirsten
Hervorbrechend nahe am Kamm des Erzgebirges aus den Hochmooren, die
sieb von Schöneck bis zum Kranichsee erstrecken, aus dichten Wäldern,
wo noch der Auerhahn balzt, tummelt sieb die Zwickauer Mulde über
,goldbraun-schimmernden Grund und weiße Kiesel, über rote Granaten
und schwarzen Turmalin zunächst in nordöstlicher Richtung, als
wollte sie auf geradem Wege die weit ostwärts davon auf bömischen
Boden hervorquellende Schwester suchen. Aber gewaltige Flöze von Urtonschiefer
und Gneis drängen sich zwischen die Sehnsüchtigen, und so finden
sie nach vielgewundenen, manchmal dem Ziel fast abgekehrten Laufe erst
weit im Norden den Vereinigungspunkt.
(aus „Kursächsische Streifzüge" von 0. E. Schmidt. 1912)
Die Vereinigte Mulde durchfließt in den Kreisen Grimma und
Wurzen den Übergang zwischen dem Sächsisch-thüringischen
Bergland und der Norddeutschen Tiefebene. Während bei Grimma die Bergkuppen
bis auf 200 m NN aufragen, erreichen sie bei Wurzen nur noch 150 m NN.
Danach tritt der Fluß in das Flachland ein, das bei Eilenburg eine
Höhe von 100 m NN erreicht. Das hauptsächlich aus Porphyren bestehende
Festgestein, das bei Grimma unmittelbar bis an den Flußlauf herantritt,
senkt sich ab Wurzen immer tiefer ab und wird hier mit mächtigen Lockergesteinsschichten
bedeckt. Unter dem sich ab Wurzen ehemals in mehrere Arme verzweigenden
Wasserlauf liegen meterdicke Schichten aus Schotter, Sand und Ton.
Die geologischen Aufschlüsse im Muldengebiet
An mehreren Stellen kann entlang der Vereinigten Mulde das anstehende
Fest-und Lockergestein unverhüllt von Pflanzenwuchs oder. Bodenbedeckung
unmittelbar betrachtet werden. Meist sind es aufgelassene Steinbrüche
und Kiesgruben, in denen sich die Vielfalt der Formen, Arten, Schichtungen
und Strukturen dem Betrachter darbieten.
So steht am Rabenstein bei Grimma und im Grimmaer Stadtwald der
Rochlitzer Porphyr an. Am Schörnerberg (Steinbruch), in der Nähe
des ehemaligen Unteren Bahnhofes Grimma, erkennt man in der Felswand die
durch farbliche und strukturelle Unterschiede gekennzeichnete Kontaktzone
zwischen dem Grimmaer und dem Gattersburger Porphyr. Diese Porphyre wurden
hier bis vor einigen Jahrzehnten als Schotter für den Straßenbau
gewonnen. Bei Döben ist der Grimmaer Porphyr mit mehreren steilen
Felswänden, z. B. an der „Feueresse", gut zu erkennen. Am Wachtelberg
bei Wurzen ist an der Westflanke in einem ehemaligen Steinbruch Pyroxengranitporphyr
aufgeschlossen. Bei regenfeuchter Felswand und Einstrahlung der Abendsonne
brechen die Quarzeinsprenglinge das Licht und erzeugen eine hellglänzende
Fläche.
Auch die oberen Schichten des Lockergesteins sind an vielen Orten
im Muldengebiet sichtbar. Die abgelagerten Schotter und Sande werden entsprechend
ihrer Herkunft hauptsächlich in zwei Gruppen unterschieden. Enthalten
sie Feuersteinreste, haben sie ihre Entstehung den eiszeitlichen Gletschern
und Schmelzwasserströmen zu verdanken, die Feuersteine als Geschiebe
aus dem Norden mitbrachten. Sind sie feuersteinfrei, handelt es sich um
Gesteinsverwitterungen vor der Eiszeit. Danach läßt sich z.
B. das Alter der vorgefundenen Schotterkörper bestimmen.
Von wirtschaftlicher Bedeutung in unserem Muldengebiet sind die
rinnenartig verlaufenden Schotter- und Kiesschichten gleicher Zusammensetzung
und Herkunft, die den Verlauf ehemaliger Flußläufe anzeigen
und wegen ihres Grundwasserreichtums und wegen der Kiesgewinnung für
die Bauwirtschaft von Bedeutung sind.
Im Tertiär, vor ca. 50 Millionen Jahren, vollzogen sich im
Muldegebiet weitere Vorgänge, die auf die Geologie unserer
Heimat Einfluß hatten. Durch das subtropische Klima verwitterten
die noch weitgehend nackten, teilweise feldspatreichen Oberflächen
der Porphyrhügel zu Kaolin, den wir heute als Rohstoff für die
Porzellanherstellung bei Colditz und Grimma-Hohnstädt vorfinden. Im
tropischen Klima des mittleren Tertiärs wurde die Braunkohle gebildet,
die im unteren Muldegebiet als zusammenhängender Flöz vermutet
werden kann, während oberhalb Wurzens Braunkohle in mehreren lokalen
Senken entstanden ist. Bei Altenbach, Pausitz und südöstlich
von Grimma wurde Braunkohle aus derartigen lokalen Vorkommen jahrzehntelang
gefördert. Durch Verkittung tertiärer Sande und Kiese entstanden
als geologische Besonderheit im Betrachtungsgebiet die Knollensteine (Tertiär-quarzite),
zu denen der „Lochstein" und der „Teufelsstein" im Thürnmiitzwald
und der Knollenstein am Göschenhaus in Grimma-Hohnstädt zählen.
Die pleistozänen Muldeläufe
Erst im Eiszeitalter (Pleistozän), dessen Beginn etwa vor 1,5
Millionen Jahren anzusetzen ist, wurde die heute sichtbare Gestalt des
Muldengebietes endgültig geformt. Der Fluß, der vor der Eiszeit
an der Wende vom Tertiär zum Quartär, aus dem Erzgebirge kommend,
seine Wassermassen nach Norden transportierte, entwässerte nur das
Einzugsgebiet der heutigen Zwickauer Mulde. Nach seiner damaligen Fließrichtung
von Colditz, westlich an Grimma vorbei nach Brandis und Machern bezeichnen
ihn die Geologen als Brandiser Muldelauf. Die zurückgebliebene Schotterrinne
konnte in Grimma-West, Polenz und bei Machern (Pehritzschberg) nachgewiesen
werden.
Die Wasser der Freiberger Mulde hatten sich in jener Zeit einen
Weg von Döbeln über Oschatz und Dahlen nach Schildau gesucht.
Die Schotterkörper bei Dahlen und Schildau mit gleicher Herkunft belegen
diesen Oschatzer Muldelauf. Vor etwa 470 000 Jahren erreichte die Inlandvereisung
das Muldengebiet. Mit dem Eisvorstoß in der sogenannten Elsterkaltzeit
(l. Kaltzeit) erreichte das Eis seine südlichste Grenze von Dresden
über Nossen und Karl-Marx-Stadt nach Zwickau, die sogenannte „Feuersteinlinie".
Von dem vordringenden Eis beeinflußt, änderte damals der Brandiser
Muldelauf seine Laufrichtung und floß von Grimma-West nach Altenhain,
bog hier nach Nordosten ab und erreichte östlich des Wachtelberges
das breite Tal zwischen Wurzen und Thallwitz, In diesem Altenhainer Muldelauf
stehen heute ergiebige Brunnen bei Pausitz und die der Wurzener Wasserwerke.
Danach unterbrach die von Norden heranrückende Eisfront den Wasserabfluß
in allen genannten alten Flußläufen. Nach Abschmelzen des Eises
waren die alten Flußbetten zugeschüttet und mußten neu
geschaffen werden. In der Erwärmungsperiode ne.ch der Elsterkaltzeit
(l. Kaltzeit) vor ca. 300 000 Jahren floß die heutige Zwickauer Mulde,
in einem neuen Bett, das von Großbothen aus nach Nordwesten über
Naunhof nach Leipzig führte und Leipziger Muldelauf genannt wird.
Bei Pomßen, Naunhof und Beucha wurden mächtige Schotterkörper
abgelagert, die heute intensiv von der Bauindustrie genutzt werden. Aus
den Restlöchern der Kiesgewinnung wurden ideale Badegewässer.
Der Grundwasserstrom entlang des Leipziger Muldelaufes wird mit zwei großen
Wasserwerken in Naunhof zur Wasserversorgung Leipzigs genutzt. Auch die
Freiberger Mulde mußte sich ein neues Bett schaffen, und zwar von
Ostrau durch das Jahnatal nach Riesa direkt zur Elbe. Dieser Riesaer Muldelauf
wurde ebenfalls an mehreren Stellen, z. B. bei Hof (Kreis Oschatz), mit
mächtigen Schotterkörpern belegt. Der erneute Bisvorstoß
während der sogenannten Saalekaltzeit überzog nochmals unser
Muldengebiet, erreichte jedoch die Feuersteinlinie nicht, mehr. Es kam
dabei wiederum zur Verschüttung der Flußläufe.
Als sich das Eis vor ca. 150 000 Jahren zurückzog, mußten
sich die vom Erzgebirge herabströmenden Wassermassen erneut neue Flußbette
schaffen. Es entstand dabei im wesentlichen das heute bekannte Flußsystem
der Mulden. Auftretende Eisstillstände und kurzzeitiges Eisvorrücken
verursachten Wasserstau und Aufschüttung von mitgeführten Schottern
und Sanden. Dabei entstanden die Hochflächen (Schotterterrassen) beiderseits
der Vereinigten Mulde zwischen Nerchau und Wurzen. In der nachfolgenden
Weichselkaltzeit vor 110 000 Jahren erreichten die Inlandgletscher zwar
nicht mehr unser Heimatgebiet, aber es kam durch Rückstau zu erneuten
Schotterablagerungen, ohne daß jedoch das Flußsystem wesentlich
verändert wurde:. Damals entstanden die mächtigen Schotterkörper
zwischen Wurzen und Thallwitz. In der nachfolgenden erdgeschichtlichen
Zeit des Holozäns wurden vor etwa 10000 Jahren durch Wasserstandsschwankungen
nur noch unmittelbar im Muldental Schotter, Sand und Auelehm abgelagert,
die durch Hochfluten teilweise wieder abgeschwemmt wurden. Wirtschaftlich
nutzbare Auelehmlagerstätten finden sich am Rande der Niederterrasse,
z. B. bei Deuben und Lübschütz. So entstanden Morphologie und
Landschaft des Muldengebietes im Wechselspiel der Natur über einen
Zeitraum von etwa 250 Millionen Jahren.
Eine ausführliche Betrachtung über „Die geologischen Verhältnisse
der Kreise Wurzen, Oschatz. und Grimma" von Dr. Dieter Händel veröffentlichten
wir in den Heften l u. 2\1977.
![]() Muldenprofil zwischen Bach und Nitzschka |
![]() Muldenprofil zwischen Tempelberg und Schomerberg bei Grimma |
Die pleistozönen Muldenläufe (vereinfachte Darstellung)